In einer Antwort zu einer Frage hier, heißt es ursprünglich
Der Film fängt mit einem einer Frau gewidmeten Brief schreibenden Mann an.
Ich habe spontan die Deklination von gewidmet geändert und aus dem N ein M gemacht. Über meine Argumentation bin ich nicht mehr ganz schlüssig, aber ich versuche mal meine inzwischen verwirrten Gedankengänge niederzuschreiben.
Der Film fängt mit einem Mann an. - Mit wem? Mit einem Mann.)
Soweit nichts auszusetzen. Erstes Problem nun:
Der Film fängt mit einem Brief schreibenden Mann an. - Grammatisch OK, aber problematisch.
Warum? Kurz ein anderes Beispiel: Man spielt Klavier. Man kann dann gut Klavier spielen. Und man kann Klavier spielend(=einfach) lernen. Aber spielt man gerade Klavier, ist man klavierspielend oder Klavier spielend. Und das Spielen des Klaviers ist das Klavierspielen. Also "der Klavier spielende(=klavierspielende) Klavierspieler lernt beim Klavierspielen das Klavier spielend einfach spielen".
Daraus folgt, schreibt man einen Brief ist man entweder briefschreibend oder Brief schreibend. Der Satz ist deswegen problematisch weil ich dazu verleitet werde, zu glauben, dass der Brief das eigentliche Dativobjekt ist.
Der Film fängt mit einem Brief an. - Mit wem? Mit einem Brief.
Würde der Satz das Adjektiv briefschreibend enthalten, wäre es sofort einleuchtend.
Bei meiner ursprünglichen Korrektur war ich noch davon ausgegangen, dass es briefschreibend sein muss und nicht Brief schreibend. Diese Erkenntnis macht es aber nur umso komplizierter, weil ab hier müssen wir also zwei Wege verfolgen.
Erstmal möchte ich hier einen kurzen Ausflug zur Zeichensetzung machen. Was bewirkt ein Komma, was passiert, wenn es wegfällt:
Ein gutes neues Jahr versus Ein gutes, neues Jahr
Setzt man ein Komma, so sind die Adjektive gleichrangig. Sie ergänzen sich. Man kann das Komma durch und ersetzen und es wird deutlich: Das Jahr ist also gut und neu.
Ein gutes und neues Jahr
Setzt man kein Komma, bildet das zweite Adjektiv zusammen mit dem Nomen eine feste Bindung, welche durch das erste Adjektiv modifziert wird. Folglich ist das neue Jahr gut.
Ein gutes Neues Jahr
Wofür das Ganze? Ich möchte zeigen, dass wir in dem Ausgangssatz so oder so in ein Problem rennen:
Ein gewidmeter, Brief schreibender Mann
Ein gewidmeter, briefschreibender Mann
Ein gewidmeter und Brief schreibender Mann
Ein gewidmeter und briefschreibender Mann
Ein gewidmeter Brief schreibender Mann
Ein gewidmeter briefschreibender Mann
In jedem dieser Sätze ist der Mann gewidmet. So oder so. Der Unterschied: Entweder ist er außerdem briefschreibend oder er ist eben der briefschreibende Mann.
Daraus ergibt sich das der folgende Satz in jeglicher Konstellation eine falsche Aussage vermittelt und es liegt nicht an der Kommasetzung:
Der Film fängt mit einem gewidmeten(,) Brief schreibenden Mann an.
Der Film fängt mit einem gewidmeten(,) briefschreibenden Mann an
Einzige Lösung die wir haben, ist der Einsatz von Hyphen. Und hier bin ich mit meinem Latein zu Ende. Wie wird der Satz korrekt aufgebaut, so dass nicht der Mann, sondern der Brief gewidmet ist, und der Mann weiterhin briefschreibend ist. Ab hier ist es wichtig, dass meine ursprüngliche Annahme, dass es briefschreibend sein muss, falsch ist.
(a) Der Film fängt mit einem gewidmeten-Brief schreibenden Mann an.
Ich glaube, bin mir aber hier absolut unsicher, dass dies richtig ist. Nebenfrage 1: Stimmt das?
Falsch wäre meiner Meinung aber:
Der Film fängt mit einem gewidmeten-Briefschreibenden Mann an.
Nebenfrage 2: Stimmt das?
Hauptfrage 1: Wie kann ich ein Nomen, welches mit einem anderen Wort verschmolzen ist, und zum Adjektiv wurde, wiederum mit einem Adjektiv so modifizieren, dass dadurch nicht das gesamte Adjektiv oder das davon referenzierte Nomen verändert wird?
Eine Überlegung, die ich habe, ist, ob hier eine Trennung mit zwei Hyphen notwendig ist, so wie in "das Drachen-steigen-Lassen". Leider passt die Regel nicht ganz auf das Problem hier, weil es dort um Nomen geht, nicht um Adjektive. Frage 3 also, ist
Der Film fängt mit einem gewidmeten-Brief-schreibenden Mann an.
grammatisch richtig und bedeutet er, dass der Brief, der den Mann schreibt, gewidmet ist.
Als hätte ich nicht schon längst Kopfschmerzen, fehlt jetzt aber noch die Information, wem denn der Brief gewidmet ist. Und an der Stelle kommt dann auch das M ins Rennen.
Ich gehe im folgenden davon aus, dass der oben mit (a) gekennzeichnete Satz korrekt ist. Da mir nicht klar ist, wie der Satz korrekt lautet, wenn das Nomen in einem aus einem Wort bestehenden Adjektiv verschmolzen ist, gehe ich darauf vorerst nicht mehr ein.
Vorneweg: Ich habe null Ahnung, wie der Satz überhaupt korrekt zu schreiben wäre. Ich maches mir einfach und setze durchgehend Hyphen.
Der Film fängt mit einem einer-Frau-gewidmeten-Brief schreibenden Mann an.
Der Film fängt mit einem einer-Frau-gewidmetem-Brief schreibenden Mann an.
Zu untersuchen ist an dieser Stelle, ob ein N oder ein M zu setzen ist.
Nominativ: Ein gewidmeter Brief kam heute mit der Post.
Nominativ: Ein einer Frau gewidmeter Brief kam heute mit der Post.
Akkusativ: Ich sende dir einen gewidmeten Brief.
Akkusativ: Ich sende dir einen einer Frau gewidmeten Brief.
Dativ: Ich sorge mit einem gewidmeten Brief für Unruhe Dativ: Ich sorge mit einem einer Frau gewidmete? Brief für Unruhe.
Im Nominativ und Akkusativ besteht überhaupt kein Problem, weil in sowieso eine Übereinstimmung der Endung des Artikels und des Adjektivs vorliegt. Im Dativ ist dies nicht so. Und mein Gefühl sagt mir, dass die "Wem-gewidmet?"-Information hier eine solche Gewichtung hat, dass eine Anpassung von N zu M notwendig ist.
Hauptfrage 2: Liege ich mit meinem Gefühl richtig oder wie muss hier korrekt dekliniert werden?
Und die Masterfrage: Wie lauten die zwei korrekten Formen (siehe Brief schreibend und briefschreibend) für den vollständigen Satz? Wo sind jeweils Hyphen zu setzen? Ist es überhaupt möglich, den Satz in dieser Form korrekt und eindeutig zu gestalten?
Anmerkung: Für Hauptfrage 2 kann man auch von diesem "vereinfachten" Satz ausgehen:
Der Film fängt mit einem einer Frau gewidmete? Brief an.