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Ich habe zwar einige Jahre in Niederbayern gewohnt, bin bezüglich dieser Präpositionen nie richtig sattelfest geworden.

Außerdem wissen die Einheimischen in diesen Fällen sehr wohl, dass sie die Zugereisten hier köstlich verwirren können.

Hier ein Beispiel aus Östereich

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  • 3
    Nein, weiß ich nicht, für mich ist es nicht nachvollziehbar, wie man die Bedeutung "aufi" als Präposition nicht richtig erraten kann. Die Unterstellung weise ich mit aller Deutlichkeit zurück.
    – Phira
    Oct 17, 2011 at 11:38
  • Inzwischen habe ich noch folgende ziemlich umfangreiche Quelle gefunden: www.bayrisch-lernen.de. Dort unter Grammatik findet man das auch ziemlich ausführlich.
    – bernd_k
    Oct 18, 2011 at 17:45
  • 2
    Sollte man hier „bayerisch oder österreichisch“ durch „bairisch“ ersetzen?
    – Carsten S
    Aug 11, 2015 at 6:32

4 Answers 4

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Das Suffix -i im Bairischen entspricht dem Präfix „hin-“ im Hochdeutschen. Es handelt sich dabei um eine Bewegung vom Standpunkt des Sprechers weg:

  • Ich gehe hinauf = I geh auffi
  • Ich gehe hinaus = I geh aussi
  • Ich gehe hinunter = I geh obi
  • Ich gehe hinein = I geh eini
  • Ich gehe nach vorne (Sprecher steht hinter dem Angesprochenen) = I geh firi

Das Suffix -a im Bairischen entspricht dem Präfix „her-“ im Hochdeutschen. Es handelt sich dabei um eine Bewegung zum Standpunkt des Sprechers hin:

  • Ich gehe herauf = I geh auffa
  • Ich gehe heraus = I geh aussa
  • Ich gehe herunter = I geh oba
  • Ich gehe herein = I geh eina
  • Ich gehe nach vorne (Sprecher steht vor dem Angesprochenen) = I geh fira

Im Bairischen werden üblicherweise die Suffixe verwendet. Die Präfixe können verwendet werden, um Richtung der Bewegung zu betonen: I geh hínaus könnte etwa nach einem Streit verwendet werden, um zu betonen, dass der Sprecher nicht mehr im Haus ist.

Im Oberbairischen wird teilweise das Präfix allgemein verwendet, allerdings verkürzt auf n- für „hin-“ und r- für „her-“: I geh naus anstellte von I geh aussi; I geh raus anstelle von I geh heraus. Möglicherweise kann dies allerdings durch eine Beeinflussung durch das Hochdeutsche erklärt werden.

Ich habe außerdem beobachtet, dass bei vielen Sprechern von anderen Dialekten das „r-“ als generisches Präfix für alle lokativischen Angaben verwendet wird – d. h., sowohl „heraus“ als auch „hinaus“ fallen in „raus“ zusammen. Dies könnte erklären, dass Zugereiste Probleme mit dem Präpositionen haben. Sofern die Sprecher aber die Präfixe „hin-“ und „her-“ unterscheiden können, sollten die Suffixe eigentlich zu meistern sein.

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  • Gerade die "-i"/"-a" unterscheidung gefällt mir persönlich sehr: sehr kompakt aber verwirrend, wenn man den genauen Unterschied nicht kennt ;-) Oct 17, 2011 at 12:00
  • 1
    Jetzt wird's echt kompliziert: Ich (Oberbayer in der Oberpfalz) kenne "-i" für die Bewegung vom Sprecher weg und "-a" für die Bewegung zum Sprecher hin - aber vielleicht liegt da in der Beschreibung nur eine Verwechslung vor? (vielleicht andere Beispiele? "I geh auffa" etc. funktioniert bei uns zumindest nicht, weil der Satz impliziert, dass der Sprecher bereits oben ist auffa, und jetzt nochmal rauf geht). Oder?
    – Mac
    Oct 17, 2011 at 12:21
  • @Mac Stimmt - eigentlich wollte ich "Ziel des Sprechakts" sagen, weil ja nicht immer der Sprecher gemeint ist. Warum ich dann "Zuhörer" draus gemacht habe, ist mir jetzt echt ein Rätsel.
    – nd01
    Oct 17, 2011 at 12:26
  • "hin-" und "her-" scheinen mir auch vertauscht.
    – starblue
    Oct 17, 2011 at 12:28
  • @Mac - Ich wollte eigentlich berücksichtigen, dass man über dritte reden kann: "Er soll zu ihr auffi" - das Ziel des Sprechakts befindet sich dann mit der angesprochenen auf einer Ebene, "er" dagegen darunter.
    – nd01
    Oct 17, 2011 at 12:28
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Vielleicht noch einige Ergänzungen zu splattnes und Joachims Antworten:

Das "i" ist 'breiter als im Hochdeutschen, es geht eher in Richtung "e".
Das "b" ist (typisch bayrisch/österreichisch) eine Mischung aus "b" und "w".

Die Ableitungen sind tatsächlich sehr regelmäßig. Für Auswärtige vielleicht nicht sofort ersichtlich ist, dass obi von hinab kommt :)

Die hochdeutschen Präfixe werden im Bayrischen zu Suffixen:

aufi - hinauf

"geh aufi" - "geh hinauf"

aufa - herauf

"geh aufa" - "komm herauf"

obi - hinab

"geh obi" - "geh hinunter"

oba - herauf

"geh oba" - "komm herunter"

Also tatsächlich sehr logisch:
Endung "-i" = "hin-": von hier nach dort
Endung "-a" = "her-": von dort nach hier

Analog:

"umi" = hinüber, "uma" = herüber "zuawi" = zu etwas hin, "zuawa" = zu mir/uns her
"fieri" = nach vorne (Sprecher ist nicht vorne), "fiera" = nach vorne (Sprecher ist vorne)

(sorry, "dauni" ist mir nicht geläufig, scheint aber aus dem Muster "aussa" (heraus) zu fallen :))

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  • "dauni" = "dort hin"
    – nd01
    Oct 17, 2011 at 11:59
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Die dialektale Präposition aufi, die in bayerischen und österreichischen Dialekten verwendet wird, bedeutet auf Hochdeutsch "hinauf" - oder kurz: "rauf".

Mia miassn aufn Berg aufi kraxln.
Wir müssen auf den Berg hinauf klettern.

obi bedeutet "hinunter" / "runter":

Zum Glück bin i ned obi gfalln.
Zum Glück bin ich nicht hinunter gefallen.

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    Zwar völlig richtig, aber evt. etwas verwirrend: rauf und runter passen nur deshalb, weil sie heute meistens an die Stelle von nauf und nunter treten. Sie stehen hier also nicht für herauf und herunter sondern nur für die genannten hinauf und hinunter.
    – user2183
    Aug 10, 2015 at 19:36
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Es sind die mittelbairisch lautgesetzlichen Aussprachevarietäten von "aufhin", "abhin", "hinterhin", "fürhin",... . Warum die Schriftsprache die Silbenreihenfolge vertauscht ist mir allerdings nicht klar.

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  • Diese Antwort scheint mir nichts zu den existierenden hinzuzufügen. Kannst Du sie bitte ausbauen, sodass sie dies tut, oder löschen?
    – Wrzlprmft
    Apr 3, 2016 at 14:49

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