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Woher kommen die Buchstabenkombinationen sch und ch?

Die Herkunft der Buchstabenkombination ch für den stimmlosen velaren Frikativ oder den stimmlosen palatalen Frikativ ist noch vergleichsweise leicht nachvollziehbar. In holprigen linguistischen Termini ausgedrückt stellt das ch ursprünglich einen angehauchten k-Laut dar. Dies findet sich noch wieder in der süddeutschen Aussprache des anlautenden ch, wie in Chemie als Kemie, oder im Berliner Dialekt, wie Ich als ik.

Für die Herkunft der Schreibweise sch bietet nur das Englische einen Hinweis. Das englische school wurzelt vermutlich in der simplen Kombination eines s-Lautes mit einem wie auch immer ausgesprochenen ch.

Ich weiß nicht, inwieweit diese Mutmaßungen korrekt sind. Kann jemand dazu verlässliche Informationen liefern?

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  • Swedisch skola, gesprochen ungefähr /skula/ (bitte die Vokale nicht auf die Goldwaage legen!) bietet den gleichen Hinweis.
    – Jan
    May 1, 2016 at 16:21

2 Answers 2

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Betrachten wir mal das Wort Schule. Das wurde aus dem lateinischen schola abgeleitet, was wiederum vom griechischen σχολή abstammt.

Das englische Wiktionary nennt Aussprachen aus unterschiedlichen Epochen:

(5th BC Attic): IPA: /skʰolɛ͜ɛ́/
(1st BC Egyptian): IPA: /skʰoléː/
(4th AD Koine): IPA: /sxolí/
(10th AD Byzantine): IPA: /skolí/
(15th AD Constantinopolitan): IPA: /skolí/

Wie man sieht, blieb die Aussprache immer ungefähr bei sk. Mit sk wurde es vermutlich auch in Latein ausgesprochen.

Verändert hat es sich laut Wikipedia erst später:

Historisch handelt es sich ursprünglich nicht um eine Schreibung für den postalveolaren Zischlaut, sondern um einen Aussprachewandel: Ältere Aussprache war im Deutschen, Italienischen und den nordgermanischen Sprachen aspiriertes oder nichtaspiriertes [sk] oder [ʃk], das in den genannten Sprachen, teils nur vor bestimmten anderen Lauten, unter Verlust des [k] zu [ʃ] wurde.

Natürlich hat es sich nicht überall gleich verändert. Im Italienischen heißt es nun scuola, auf Spanisch escuela, auf Englisch school, alle gesprochen mit sk. Auf Französisch sagt man hingegen école, also nur mit k.

Bei anderen Wörtern ist die Ausspracheveränderung ähnlich abgelaufen.

Derselbe Laut kommt auch in anderen Buchstabenkombinationen im Deutschen vor: sp, st

Auch sn konnte man eine Zeit lang als schn aussprechen. Am Ende wurde es aber zu schn angepasst. Beispiele dafür sind Schnecke und schnacken (reden, plaudern). Letzteres wird auf Plattdeutsch immer noch snacken gesprochen.

Das ch hat den Ursprung, den du vermutest.

Beispielsweise kommt Chemie über Umwege aus dem Griechischen χημεία. Auch Charisma kommt daher: χάρισμα. Wikipedia sagt zum ersten Buchstaben Chi:

In der Antike betrug der Lautwert dieses Buchstabens einen aspirierten stimmlosen velaren Plosiv (/kʱǐː̂/). Die Aussprache im modernen Griechisch ist ähnlich wie das „ch“ in „ich“, seltener wie das „ch“ in „ach“ (jeweils als Beispiel in der deutschen Sprache).

Also wurde ch der ursprünglich kh ausgesprochen. Auch bei Wörtern mit anderem Ursprung ist das sicher. Auf Englisch heißt es make und milk, auf Deutsch machen und Milch.

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    Nur als Notiz: Ich frage mich, ob das russische Snak, знак, mit dt. schnacken oder ndl. snacken verwandt ist.
    – shuhalo
    Apr 2, 2013 at 16:08
  • Laut Duden ist die Herkunft vom deutschen schnacken: (mittel)niederdeutsch snacken, lautmalend Die von знак aber laut en. Wiktionary: From Proto-Slavic *znakъ.
    – AlexE
    Apr 2, 2013 at 16:50
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    Im Französischen ist einfach nur das s ausgefallen, vgl. franz. état von lat. status.
    – Speravir
    Apr 2, 2013 at 23:13
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Die Logik der deutschen Schreibung sch wie in Schule für das lateinische scola, gesprochen /skola/ ist einfach. Das h deutet an, dass sich die lateinische Lautkombination /sk/ im Deutschen verändert hat.

Analog wurde der ich-Laut und ach-Laut, der im lateinischen Alphabet nicht vorhanden war, mit c+h geschrieben um anzuzeigen, dass sich der lateinische k-Laut im Deutschen verändert hat. Vergleiche lat. nox/noct-is und deutsch Nacht.

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