Im Hessischen ist das Teil des Dialekts. Hier hört man öfter Dinge wie
Komm mal bei die Oma.
Ich geh mal bei die REWE.
Als Wahlhesse finde ich das aus zwei Gründen fürchterlich:
- "Bei" bestimmt in meinem Verständnis einen Ort und keine Richtung.
- Sowohl "bei" als auch "zu(r)" stehen mit Dativ.
Die Matthäuspassion wurde 1727 uraufgeführt, der Text ist vermutlich sogar älter. Zu dieser Zeit gab es noch kein einheitliches "Hochdeutsch", was es wahrscheinlich macht, dass hier eine starke Dialektfärbung vorliegt.
Bezüglich "Butter bei die Fische" schreibt Crissov in einem Kommentar zu der von Dir verlinkten Frage:
Butter bei die Fische ist eine feste Wendung mit m.W. bzgl. des Kasus nicht ganz geklärten nord-/plattdeutschen Wurzeln (dürfte original bi de Fisch sein).
Das scheint mir nicht abwegig und würde bedeuten, dass sich ein ursprünglicher Dialektausdruck verbreitet hat und - eventuell auch aufgrund von Missverständnissen - diese seltsame Grammatik erhalten hat.
Tofro zitiert in seiner Antwort auf dieselbe Frage:
Die Herren Grimm erlauben in ihrem Wörterbuch noch sowohl Akkusativ als auch Dativ, wobei der Akkusativ wohl "darauf zu" statt "in Ruhe bei" bedeutete.
Bei, die praeposition. an ist gerecht für den acc. wie den dat., nachdem es nahen oder bleiben (bewegung oder ruhe) ausdrückt. auch bei regiert beide casus, zu hingegen für nahen oder bleiben allein den dat. statt des bei der ruhe hatte die alte sprache oft den instrumentalis.
Das würde dann, auch wenn's mich schmerzt, das hessische Komm mal bei die Oma rechtfertigen...
[…] der Oma winken.
→ Wem oder was?). Durch einen falschen Artikel wird es natürlich nicht zum Nominativ, sondern eben zu einem Dativobjekt mit falschem Artikel :D.