Die beiden Verben sind nicht gleichberechtigt im Satz. Egal, wer ihn ausspricht, das sein wird sich nicht verändern, es wird immer ein sein bleiben. Diese Form heißt Infinitiv. Das will dagegen verändert sich je nachdem wer den Satz ausspricht (wer also das Subjekt ist). Es hieße zum Beispiel:
Du willst eine Übersetzerin sein.
Das Verb, das sich nach dem Subjekt des Satzes beugt, nennt man finites Verb; von einem solchen finiten Verb hängen Infinitive ab. Das finite Verb kann – wie in diesem Fall – ein Hilfsverb (wollen) sein, oder es ist ein anderes Vollverb, dann enthält der Infinitiv in der Regel das Wörtchen zu.
Die Stellung der Verben zueinander hängt von der Satzform ab. In einem Hauptsatz steht das finite Verb immer an zweiter Stelle, nicht-finite Bestandteile des Verbs – also vor allem von ihm abhängige Infinitive – an letzter. Zusammengefasst nennt man das die Verbklammer, in der sich der Großteil des Satzes versteckt. Das, was vor der Verbklammer steht, muss nicht das Subjekt sein. Vergleiche:
Eine Übersetzerin will ich sein.
In einem Nebensatz herrscht im Deutschen Verbendstellung, das heißt, dass das finite Verb stets an letzter Stelle steht. Der andere Teil der Verbklammer bleibt, wo er ist; in einfachen Sätzen sieht es also so aus als hätten beide die Plätze getauscht. Nebensätze sind solche, die einem Hauptsatz untergeordnet sind, und die von einem entsprechenden Einleitewort (unterordnende Konjunktion), wie zum Beispiel dass, wenn, obwohl, der/die/das, … eingeletet werden.
Also: Dein mittlerer Beispielsatz ist ein Hauptsatz; in ihm steht das finite Verb wollen an zweiter Stelle. Dein letzter Beispielsatz ist ein Nebensatz, in dem das finite Verb an letzter Stelle steht. Falls du genau hingeschaut hast, dürftest du den gleichen Unterschied eben wiedererkannt haben.
In vielen anderen Sprachen folgt ein Infinitiv (fett) in der Regel direkt dem Vollverb (kursiv), zum Beipiel:
I want to be a translator. (English)
Je veux devenir traductrice. (Französisch)
(Minä) haluan olla kääntäjä. (Finnisch)
Nebeninformation: Eine Verbklammer muss nicht aus Infinitiv und finitem Verb bestehen. Auch ein trennbares Verb kann eine solche bilden:
Ich gebe das Übersetzen auf.
…, weil ich das Übersetzen aufgebe.
Oder eine Verbform im Perfekt:
Ich bin eine Übersetzerin geworden.
…, weil ich eine Übersetzerin geworden bin.
Vorsichtig muss man auch bei erweiterten Infinitiven sein; die schließen sich gerne zur Klarheit auch hinter der Verbklammer an (dann aber oft mit Komma):
Ich will lernen, um eine Übersetzerin zu sein.
…, weil ich lernen wollte, eine Übersetzerin zu sein.