Wenn man bei uns in Österreich feststellt, dass kein Brot, keine Milch, kein Klopapier usw. mehr da ist, sagt man:
Das Brot ist aus.
Die Milch ist aus.
Das Klopapier ist aus.
usw.
In Deutschland (vor allem weiter im Norden) scheint aber diese Formulierung gebräuchlicher zu sein:
Das Brot ist alle.
Die Milch ist alle.
Das Klopapier ist alle.
usw.
Wie alle Germanismen breitet sich auch die Floskel »etwas ist alle« (bei der »alle« nicht wie sonst üblich als Indefinitpronomen, sondern als Adverb verwendet wird) seit einigen Jahrzehnten auch in Österreich aus und wird hierzulande kaum noch als deutschländisch oder sonst wie ungewöhnlich empfunden. Meiner persönlichen Einschätzung nach sagt schon rund ein Viertel bis zu einem Drittel aller Österreicher »etwas ist alle« (vor allem jüngere Sprecher).
Mir ist aber nach wie vor unklar, wie es dazu kam, dass »etwas ist alle« zur Bedeutung »etwas ist aufgebraucht« kam.
Die Floskel »etwas ist aus« für Zeiträume, die ein deutlich erkennbares Ende haben, halte ich für relativ alt:
Die Ferien sind aus.
Der Unterricht ist aus.
Die Messe ist aus.
Der Sommer ist aus.
Dass sich diese zeitraumgebundene Bedeutung auf das Vorhandensein von Verbrauchsgütern übertragen hat (die ja auch nur während eines bestimmten Zeitraums verfügbar sind), scheint mir auf der Hand zu liegen, zumal das Wort »aus« auch in der ursprünglichen Verwendungsart bereits ein Adverb ist, das Wort also keinen Wortartwechsel durchmachen musste.
Aber im Fall von »etwas ist alle« kann ich mir nicht einmal ansatzweise erklären, wie das Indefinitpronomen »alle« zu einem Adverb mit der Bedeutung »nicht mehr vorhanden« geworden ist.