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Beispielsatz:

»Wir waren bei der Arbeit gerade am Absaufen und ich habe an nichts mehr gedacht.«

Heißt es »sehr beschäftigt«? Hat es etwas mit Alkohol (Saufen) zu tun?

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  • Es kann beides heißen, aber der übertragene Sinn ist naheliegender
    – Emanuel
    Feb 18, 2014 at 11:28
  • 5
    @Emanuel in general Absaufen is not in combination with alcoholic beverages. moreover Absaufen is a colloquial form of Ertrinken --> drown.
    – Vogel612
    Feb 18, 2014 at 12:26
  • 1
    @Vogel612 Aber gerade in diesem Beispiel kann es sich eben auch auf Alkohol beziehen.
    – Toscho
    Feb 18, 2014 at 18:11
  • 4
    @Toscho I strongly doubt that. Whenever it's about alcohol, there will not be any prefixes or suffixes added. Literally and figuratively. pure ethanol is always the best ;)
    – Vogel612
    Feb 18, 2014 at 18:24
  • @Vogel612 Ich halte es für ein generisches Präfix ab-. Insofern kannst du es vor jedes Verb setzen, wo es inhaltlich halbwegs Sinn macht.
    – Toscho
    Feb 22, 2014 at 16:24

4 Answers 4

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Eigentlich müsste es heißen:

Wir waren gerade beim Absaufen.

Die Variante mit am bedeutet das Gleiche, ist aber (noch) umgangssprachlicher. Wird gerne die rheinische Verlaufsform genannt, ist in begrenztem Maß aber auch in anderen Sprachregionen üblich, während die Extremvariante („am Text am Schreiben“) nur im Rheinischen gebräuchlich ist.

Absaufen ist umgangssprachlich für Ertrinken, hat also nichts mit Alkohol zu tun. Saufen ist genau genommen ja auch nur das Trinken der Tiere, während es beim Menschen umgangssprachlich dann Alkoholtrinken bedeutet.

Die Bedeutung ist also, dass man am Ertrinken vor Arbeit war – also sehr viel zu tun hatte und daher zu nichts anderem gekommen ist. Je nach Situation heißt es daher auch, dass einem das Wasser bis zum Hals steht (dann ist die Situation kritisch) oder dass man einfach nur, ja, sehr beschäftigt ist.

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  • 7
    Mit "beim" klingt es, als ob es gewollt ist. Ich habe so meine Zweifel, dass die Rheinische Verlaufsform und "beim" dasselbe heißen.
    – Emanuel
    Feb 18, 2014 at 11:27
  • 1
    Also den Satz "Wir waren gerade beim Absaufen" würde ich, für sich alleine als "beim Ab-Saufen" lesen, also wirklich beim Trinken.
    – PMF
    Feb 18, 2014 at 11:34
  • @Emanuel: im bzw. beim bilden standardsprachliche Verlaufsformen und am bildet eine umgangssprachliche Verlaufsform. Feb 18, 2014 at 11:34
  • 3
    @PMF, am Anfang des Abends ansaufen, am Ende dann absaufen? :)
    – Carsten S
    Feb 18, 2014 at 12:19
  • 1
    +1 für die rheinische Verlaufsform. Manche würden vielleicht sogar sagen: Ich bin ab ab am saufen. vgl. Die Kuh am Schwanz am raus am ziehen - siehe spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/…
    – teylyn
    Feb 20, 2014 at 7:18
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Am Absaufen kann in diesem Kontext als Situation verstanden werden, in der man den Überblick bzw. die Kontrolle verliert. Der Betroffene gewinnt den Eindruck, seine gerade zu erledigenden Arbeiten nicht mehr bewältigen zu können.

Das kann an der Menge der Arbeit liegen oder an ihrer Schwierigkeit.

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"Am Absaufen" hat nichts mit Alkohol zu tun, sondern kommt aus der Bergmannssprache und bedeutet, dass die Grube/der Stollen ungeplant mit Wasser volläuft.

Siehe auch hier

Umgangssprachlich wird es oft auch auf Hochwasser und andere Überschwemmungen angewendet (z.B. "das ganze Haus soff ab") . Im Zusammenhang mit hoher Arbeitsbelastung kenne ich es nicht, aber man könnte das schon so sagen.

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  • 1
    Auch im Nautioschen wird es verwendet: Der Kahn säuft ab : Das Schiff geht unter.
    – Burki
    Jul 28, 2015 at 11:15
  • Der Duden sagt da eigentlich nur, dass "absaufen" in der Bedeutung, dass etwas mit Wasser volläuft, aus der Bergmannssprache kommt; nicht, dass das Verb insgesamt aus der Bergmannssprache kommt oder die Bedeutung mit dem Stollen die einzige wäre. Jul 28, 2015 at 12:42
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Ich finde, richtig idiomatisch ist nur "Wir waren gerade am Absaufen" (Das Wasser stand schon in Mundhöhe, ein Bild für in Arbeit ertrinken). "Beim Absaufen" wäre zwar das Gleiche, aber ich würde hier nicht "beim" sagen.

Mit "am" wird angedeutet, dass es gleich zu Ende ist, man geht unter. "beim" deutet mehr an "immitten" einer Tätigkeit" wie in "Die Kinder waren beim Spielen". Aber streng gehabt wird diese Unterscheidung nicht.

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