§ 57 (4) der Rechtschreibregeln lautet:
[Großgeschrieben werden:] Substantivierte Grundzahlen als Bezeichnung von Ziffern, zum Beispiel:
Er setzte alles auf die Vier. Sie fürchtete sich vor der Dreizehn. Der Zeiger nähert sich der Elf. Sie hat lauter Einsen im Zeugnis. Er würfelt eine Sechs.
Nach meinem Verständnis des Wortes (und auch z. B. demjenigen des Dudens oder der Wikipedia) bezeichnet das Wort Ziffer einzelne schriftliche Zeichen, also in unserem Zahlensystem die Ziffern Null bis Neun oder im römischen Zahlensystem I, V, X, L, C, D und M.
Nun bezieht sich keines der Beispiele auf Ziffern und die meisten noch nicht mal auf Zahlendarstellungen:
- Er setzte alles auf die Vier. – Man kann z. B. im Roulette alles auf die 23 setzen und mir wäre kein Beispiel bekannt, in dem diese nur durch eine einzige Ziffer repräsentiert ist. Ob sich dies auf die Zahldarstellung handelt, ist vermutlich schwer zu entscheiden.
- Sie fürchtete sich vor der Dreizehn. – Eine Ziffer Dreizehn gibt es in unserem Zahlsystem nicht. Auch beschränkt sich Triskaidekaphobie nicht auf die Zahldarstellung, sondern würde z. B. auch von einer Zusammenkunft von 13 Personen ausgelöst werden.
- Der Zeiger nähert sich der Elf. – Es gibt keine Ziffer Elf. Eine Zahldarstellung ist es aber.
- Sie hat lauter Einsen im Zeugnis. – Bezieht sich nicht auf die Ziffer, sondern auf die Zahl selbst. In einem anderen Notensystem könnte man sagen: »Sie hatte eine 15 in Mathe.«
- Er würfelt eine Sechs. – Auf den meisten Würfeln sind die Zahlen gar nicht durch klassische Ziffern repräsentiert. Außerdem scheitert dies bei Würfeln mit einer zweistelligen Seitenzahl. Schließlich ist dies nicht bloß eine Zahldarstellung, da der Zahlenwert in der Regel eine direkte Bedeutung hat.
Nun also zu meiner Frage: Gibt es irgendein einigermaßen sinnvolles Verständnis des Begriffs Ziffer das all diese Beispiel erfasst? Oder etwas weiter gefasst: Wodurch müsste ich Ziffer ersetzen, damit die Beispiele zur Regel passen (Zahldarstellung habe ich bereits oben ausgeschlossen)?