Vorschlag: ein überzogenes "Totum pro parte" und damit eine ins Extreme gesteigerte Synekdoche.
In "Deutschland gewinnt auf 100m Gold" steht der Staat für den einzelnen Sportler ebenso wie in "Deutschland ist Weltmeister" (O-Ton 1954?) für die Fußball-Nationalmannschaft. In "Wir sind Weltmeister" ist das totum Staat durch das totum der Leser- / Zuhörerschaft ersetzt, die bei einer deutschlandweit erscheinenden, deutschsprachigen Zeitung oder einem deutschen Radio- oder Fernsehsender ebenfalls auf die Staatsangehörigkeit anspielt. "Wir sind Papst" treibt das in mehrfacher Hinsicht auf die Spitze:
Der zugeschriebene Status dürfte wohl zu den denkbar exklusivsten gehören. Medaillengewinner gibt es üblicherweise mehrere auf einer Olympiade, Fußball-Weltmeisterschaften werden alle vier Jahre ausgetragen, aber das Papstamt wird nicht auf Zeit "vergeben" und kann auch nicht mit noch so viel Fleiß und Training "erkämpft" werden. Die Exklusivität steht einer Ausweitung auf das totum Staat bzw. Leserschaft an sich entgegen.
Außerdem ist eine Papstwahl keinem internationalen Vergleich ähnlich, wie es bei Sportwettkämpfen (sei es mit einzelnen Mannschaften pro Nation, sei es mit mehreren untereinander konkurrierenden Teilnehmern der selben Nation) typisch ist. Dennoch ist die Nationalität des Gewählten von allgemeiner Bedeutung, aber eben nicht in einer Weise, wie sie für internationale Sportveranstaltungen typisch ist.
Der Satz "Wir sind Papst" könnte man daher vielleicht auch als Parodie eines "Totum pro parte" oder einer Synekdoche auffassen, wobei das eher den Effekt, nicht die Zielsetzung beschreiben dürfte.
Nachtrag: Siehe auch Wikipedia und gereimt.de.