Der Grund, warum die Verdoppelung bei bestimmten Vokalbuchstaben nicht auftritt, hat graphische oder historische Gründe:
- Der Buchstabe i wird nicht verdoppelt, weil ein verdoppeltes ıı von einem u bzw. – mit Punkten – ein verdoppeltes ii von einem ü kaum zu unterscheiden ist. Dies gilt insbsondere in der Handschrift, und insbesondere in gebrochenen Schriften wie der deutschen Kurrentschrift – vgl. auch minim (paleography).
- Der Buchstabe u wird nicht verdoppelt, weil das Deutsche historisch gesehen bereits ein verdoppeltes uu hat, nämlich den Buchstaben w. Das doppelte uu wurde (im Frühmittelalter?) zur Verschriftlichung des germanischen Lauts [w] erfunden, den es im Latein nicht mehr gab. Erst in der Neuzeit wurde das doppelte uu zu einem eigenständigen Buchstaben, dem w. Die Herkunft als doppeltes uu zeigt sich z.B. noch im englischen Namen “double u”.
- Die Buchstaben ä, ö und ü werden im Deutschen nicht verdoppelt, weil es sich historisch gesehen bereits um Doppelbuchstaben handelt, nämlich ae, oe und ue. Lange habe ich übrigens selber nicht gewusst, dass dies für den Umlaut von aa und oo noch immer gilt. So wird «Haar» mit Umlaut zu «Härchen», «Boot» zu «Bötlein» usw. (vgl. amtl. Regelwerk §9 E2).
Verdoppelbar sind also nur die Buchstaben a, e und o. Dass doppeltes oo seltener auftritt als doppeltes aa oder ee, könnte damit zu tun, das der entspr. Laut – langes /oː/ – wohl seltener ist als langes /aː/ oder /eː/. Vielleicht ist es auch eher ein Zufall, denn insgesamt ist die Verdoppelung von Vokalbuchstaben im Deutschen eher selten anzutreffen.
Exkurs: Im Niederländischen sowie im Alemannischen verbreitete sich (im Spätmittelalter/in der frühen Neuzeit?) ein doppeltes ii für das lange /iː/. Zur besseren Unterscheidung wurde das zweite i jedoch lang geschrieben, also als j, das damals noch kein eigener Buchstabe, sondern bloss eine Nebenform des i war. Also schrieb man ij. Als nach Einführung des Buchdrucks dieses ij einer Drucktype zugeordnet werden sollte, wählte man im Alemannischen das ähnlich aussehende y (im Afrikaans ÿ). Im Niederländischen änderte sich (ähnlich wie im Deutschen) die Aussprache des ursprünglichen langen /iː/ zu /ɛi/. Also gehen Schreibungen wie niederländisch snijder/tijd oder alemannisch Schnyder/Zyt, die hochdeutschem Schneider/Zeit entsprechen, auf ein doppeltes ii zurück. Ebenso verhält es sich auch bei Schwyz, das hochdeutschem Schweiz entspricht, nur hat sich hier eine orthografische Unterscheidung eingebürgert, wonach die Schreibung Schwyz nur noch für Stadt und Kanton, Schweiz hingegen für das Land verwendet wird, obwohl sie im Schweizerdeutschen genau gleich ausgesprochen werden, nämlich /ˈʃʋiːts/.