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Als Beispiel folgender Zusammenhang:

"Unser Fernseher funktioniert nicht mehr."

"Unser(er) auch nicht."

Was ist hier richtig? Ich glaube, ich habe beides schon im Sprachgebrauch gehört. Streng genommen würde ich sagen, dass es unserer nur als Verwendung im Genitiv gibt und hier falsch ist. Dafür konnte ich aber bislang keine Bestätigung finden.

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Richtig ist m.E. nur „Unserer“. „Unser“ ist ein Possessivpronomen (Grundform mask. sing.: „mein“). Es kann entweder als Possessivartikel vor einem Nomen stehen:

Unser Fernseher funktioniert nicht mehr.“

Es kann aber auch stellvertretend für das Nomen stehen:

Unserer auch nicht.“

In diesem Fall ist die Endung im Nominativ maskulin Singular „-er - also „unserer“. Die Form des Possessivpronomens orientiert sich dabei an der Form des Nomens, an dessen Stelle es tritt („der Fernseher“).

Es gibt aber auch die Variante des stellvertretenden Possessivpronomens mit Artikel (in der Umgangssprache aber deutlich seltener gebraucht):

„Unser Fernseher funktioniert nicht mehr.“

Der unsere auch nicht.“

In diesem Fall richtet sich die Endung des Possessovpronomens nach der schwachen adjektivischen Flexion; im mask. sing. Nominativ also „-e“.

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  • Ausführliche, klare Antwort - Danke!
    – Dennis
    Jul 14, 2014 at 8:19
  • 2
    Und die Variante "Auslassen eines wiederholten Wortes" geht nicht? Wenn nicht, warum nicht? Im direkten Anschluss empfinde ich "Unser auch nicht" ebenfalls als möglich, weil es einfach kurz für "Unser Fernseher auch nicht" ist.
    – dirkt
    Jul 14, 2014 at 12:54
  • 1
    @dirkt: Hast Du irgendeine Quelle, die diese Variante ausdrücklich als grammatikalisch zulässig ansieht? Die Variante "stellvertretend für das Nomen" dient gerade der Auslassung eines - ansonsten wiederholten - Wortes. Die Wikipedia bezeichnet bereits diese Variante als vor allem in der mündlichen Rede gebräuchlich.
    – tohuwawohu
    Jul 14, 2014 at 13:24
  • @tohuwawohu: Ich habe nicht nach Quellen gesucht; das wäre meine eigene Erklärung, wenn ich irgendwo "unser auch nicht" gehört habe. Vielleicht ist das ja falsch; deshalb frage ich ja. Ja, ich weiß, dass "unserer" usw. korrekt ist. Aber in diesem Fall ist es keine Auslassung, sonder eine Art Verwendung des Possesivpronomens als Nomen (wie ja der Wikipedia-Link auch beschreibt).
    – dirkt
    Jul 14, 2014 at 16:38
  • 2
    Ich habe die Dinge eben nochmal anhand des aktuellen Grammatik-Dudens (Bd. 4, 8. Aufl., S. 278 Rn. 370) verifiziert; mehr kann ich nicht dazu sagen. Übrigens: auch der Duden bezeichnet die Variante „Unserer auch nicht“ als „elliptische Konstruktion“, bei der das Substantiv zur „Redundanzminimierung“ (so O-Ton Duden) eingespart wird. Die Frage nach dem „warum“ kann ich leider nicht beantworten - so ist einfach die gewachsene Grammatik.
    – tohuwawohu
    Jul 14, 2014 at 18:40
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Die im Duden erwähnte Alternative

Unsrer auch nicht.

verringert die (wahrscheinlich durch das Doppel-er in Unserer hervorgerufene) Verwirrung m. E. erheblich.

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  • Ich verstehe nicht, wie eine Verkürzung die Verwirrung verringern soll … üblicherweise ist das andersrum (d.h. die zusätzliche Silbe verdeutlicht, welches Wort gemeint ist).
    – Jan
    Dec 8, 2016 at 20:34
  • @Jan Ich hatte eine ähnliche Fragestellung wie der OP ("Auf dem Weg zu unser / unserer ersten Veranstaltung ..."), und konnte mir diese selbst nach einigem Nachdenken nicht beantworten. Das meine ich mit "verwirrt". Nachdem ich "unser / unserer" durch "unsrer" ersetzt hatte ("Auf dem Weg zu unsrer ersten Veranstaltung ..."), musste ich nicht weiter nachdenken. Das meine ich mit "verringert die Verwirrung erheblich".
    – axk
    Dec 9, 2016 at 14:36
  • Not an answer.
    – Carsten S
    Dec 13, 2016 at 18:37
  • @CarstenS Why not?
    – axk
    Dec 14, 2016 at 9:41
  • Ich denke, so eine Verwirrung gibt es tatsächlich, denn hier und da hört man Formen wie 'unserere', d.h., dass einem gelegentlich die Klarheit der Grenze zwischen Wortstamm und Endung verloren geht. Da wären sich aber wohl alle ernst zu nehmenden native speaker einig, dass das klar falsch ist; bei 'unser auch nicht' wäre ich mir nicht so sicher, das kann salopp umgangssprachlich sein. Jan 17, 2020 at 22:13

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