(Manchmal ist es wirklich hilfreich, die eigenen Google-Trouvaillen genau zu lesen, und auch noch ein paar Links weiter zu schauen...)
Ich beziehe mich auf die zweite Definition von Transitivität in meiner Frage, also die von grammis 2.0. Nach dieser Definition enthält keines der genannten Beispiele ein transitives Verb.
Ich habe die Definition in meiner Frage ungenau wiedergegeben. Bei grammis 2.0 ist von einem Akkusativkomplement die Rede. Nach dem dort vertretenen Konzept werden drei syntaktische Funktionen in einem Satz unterschieden: der Verbalkomplex, die Komplemente, die den Verbalkomplex zu einem Satz ergänzen, und die Supplemente, die den Satz erweitern.
Es wird zwar eingeräumt, daß es "notorisch schwierig" sei, Komplemente und Supplemente voneinander abzugrenzen, jedoch hilft dabei ein dreistufiger Test. Alle fünf Beispiele aus meiner Frage bestehen die erste Stufe, den Reduktionstest - ohne die markierten Satzglieder sind die Sätze immer noch grammatisch und ändern auch nicht wesentlich ihre Bedeutung. Jedoch bestehen sie nicht den Folgerungstest. Während man "ich esse" immer versteht als "ich esse etwas", gibt es für die Beispiele keine entsprechenden neutralen, allgemeinen Platzhalter. (Bei "ich wandere" könnte man noch ein paar Hühneraugen zudrücken und argumentieren, dass man immer irgendeinen Weg wandert, aber dann geht der dritte Test eindeutig schief.) Die aufgeführten Verben regieren somit kein Akkusativkomplement, vielmehr handelt es sich bei den im Akkusativ stehenden Satzgliedern um Supplemente.
Ich halte diese Unterscheidung in Komplemente und Supplemente für klarer als die Trennung nach Adverbialen und Objekten, die in den Antworten von Grantwalzer und Barth Zalewski angeboten wurde (die aber im Kern in die gleiche Richtung geht), nicht zuletzt wegen des angebotenen Testverfahrens.
Meine eigenen Beispiele können also nicht als Gegenbeispiele für das Problem im Titel der Frage dienen, jedoch haben Veredomon und Barth Zalewski weitere interessante Kandidaten beigetragen:
- Wir sind die Papiere durchgegangen.
- Wir sind den Vertrag eingegangen.
- Ich bin ihn losgeworden.
In allen drei Fällen spricht schon der Reduktionstest für Komplemente. Bei 2.) habe ich auch keine Zweifel am "attribuierbaren Partizip" (der eingegangene Vertrag), bei 1.) und 3.) hingegen schon ein wenig: die durchgegangenen Papiere und der losgewordene Schrott klingen für mich ziemlich unnormal, aber da kann man sicher auch streiten. Eine eigene Frage wäre es wohl wert, warum bei grammis 2.0 dieses zweite Kriterium überhaupt gefordert wird. Interessanterweise führt canoo.net alle 3 Verben als Beispiele für Ausnahmen von der Regel, das Perfekt von transitiven Verben mit "haben" zu bilden. Warum sie die Existenz solcher Ausnahmen bei der Vorstellung der Transitivität nicht mal andeuten, bleibt ihr Geheimnis.
Die Antwort auf die Frage im Titel hat also Radio Jerewan: "Im Prinzip ja. Aber es gibt ein paar Ausnahmen."