Atmung
Das ist ein Vorgang, der meist wie folgt verstanden wird:
Die Muskulatur des Brustkorbs und das Zwerchfell vergrößern und verkleinern in einem sich ständig wiederholenden Zyklus das Volumen der Lunge, wodurch Luft durch die Luftröhre ausgepresst (ausgeatmet) und eingesaugt (eingeatmet) wird. Diese muskuläre Tätigkeit, und auch das Ein- und Ausströmen der Luft werden als Atmung bezeichnet.
Darüber hinaus kann Atmung auch den Gasaustausch bedeuten, der nicht nur in der Lunge von Lungenatmern, sondern auch in den Kiemen und Tracheen anderer Tiere stattfindet. Sogar der Gasaustausch, der an den Blättern von Pflanzen stattfindet, wird gelegentlich als Atmung bezeichnet.
Und nicht zuletzt ist Atmung auch ein Stoffwechselvorgang, bei dem energietragende Moleküle mit Hilfe von Sauerstoff oxidiert werden, um die gespeicherte Energie freizusetzen. (Dabei entstehen typischerweise die energiearmen Verbindungen Wasser und Kohlendioxid.)
Die Tätigkeit, die durch das Wort Atmung beschrieben wird, kann durch das Verb atmen umschrieben werden, wobei das aber bei der Beschreibung des Stoffwechselvorgangs unüblich ist. Man kann sogar Schuhe kaufen, die nach Angabe des Herstellers atmen. Das bedeutet nichts anderes, als dass zwischen dem Innenraum des Schuhs und der Außenseite ein Gasaustausch stattfinden kann.
Atem
Das ist die Luft, die man ein- oder ausatmet. Die eingeatmete Luft spendet Leben, die ausgeatmete Luft ist verbraucht. Aus diesem Grund wird in vielen Kulturen dem Atem (nicht jedoch der Atmung) eine mystische Bedeutung beigemessen. Das berühmteste Beispiel stammt aus den großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christen und Moslems): Gott formte einen Menschen (Adam) aus Lehm, und erweckte ihn dadurch zum Leben, dass er ihm durch die Nase seinen Atem einhauchte. Das, was Adam also zum Leben erweckt hat, war die ausgeatmete Luft eines Gottes, also dessen Atem.
Daraus leitet sich auch der Glaube ab, die Seele eines Sterbenden würde mit dessen letztem Atem den Körper verlassen. Um einen Teil der Seele eines geliebten oder besonders geschätzten Menschen auch nach dessen Tod bei sich behalten zu können, wurde vielfach der letzte Atem eines Sterbenden in einem Behälter aufgefangen. So bewahrte z. B. der amerikanische Industrielle Henry Ford ein verschlossenes Reagenzglas auf, in dem ein Teil des letzten Atems des Erfinders Thomas A. Edison aufgefangen wurde.
Da mit »Atem« keine Tätigkeit, sondern ein Gegenstand (wenn auch gasförmig und somit ohne feste Form) gemeint ist, korrespondiert mit diesem Substantiv auch kein Verb. Das oben beschriebene Verb »atmen« steht nur mit dem Substantiv »Atmung« in einem sinnhaften Zusammenhang, nicht jedoch mit »Atem«. Gemeint ist, dass man einen Satz, in dem das Wort »Atmung« vorkommt, durch einen anderen Satz, in dem stattdessen das Wort »atmen« vorkommt, unter Beibehaltung des Sinns ersetzen kann. Bei einem Satz, in dem das Wort »Atem« vorkommt, geht das üblicherweise nicht.