Betrachten wir die Etymologie der Wörter:
riesig
Dieses Wort hat zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Wort riesicht abgelöst und völlig verdrängt. Der Ursprung ist aber ganz klar erkennbar das Nomen Riese, von dem auch riesenhaft (entstanden im 17. Jhd) abgeleitet ist.
Ein Riese ist ein mythisches Wesen, häufig auch eine Märchenfigur, deren auffallendstes Merkmal der große Wuchs ist. Etymologen tappen bei der Suche nach der Herkunft des Wortes Riese weitgehend im Dunkeln, halten aber das griechische rhion (Vorgebirge, Bergspitze) für eine mögliche Wurzel, was mit der Beobachtung übereinstimmt, dass Riesen häufig in gebirgigen Gegenden verortet werden. Ein Riese könnte also ursprünglich möglicherweise einfach jemand gewesen sein, der in den Bergen wohnt. Erst später wurde daraus jemand, der groß wie ein Berg ist.
Tatsache ist aber, dass die eigentliche Bedeutung von riesig »besonders groß« ist, wobei damit vor allen die räumliche Ausdehnung, und dabei wieder primär die Höhe, im Zentrum der Betrachtung stehen. Davon abgeleitet ist die Bedeutung von »übermäßig gesteigert«, die eigentlich auf alles anwendbar ist, was sich steigern lässt
Das Fest war ein riesiger Spaß, und ich konnte dort meinen riesigen Durst stillen.
Hans hat eine riesige Nase.
enorm
Dieses Wort drang im 18. Jahrhundert aus der französischen Sprache in den deutschen Wortschatz ein (énorme) und hat seinen Ursprung im lateinischen e-normis, das wiederum als Zusammenziehung von ex normis verstanden werden kann. Es bedeutet »außerhalb der Norm«, also eigentlich »nicht gewöhnlich« bzw. »ungewöhnlich«.
Tatsächlich ist damit aber eine spezielle Ungewöhnlichkeit gemeint, nämlich eine außergewöhnlich gesteigerte Größe.
Das deutsche Wort enorm bedeutet also - zumindest aufgrund seiner Herkunft - dasselbe wie riesig.
Einen kleinen, kaum wahrnehmbaren Unterschied zwischen enorm und riesig gibt es aber: Bei enorm schwingt manchmal (eher selten) ein wenig die Betonung der als abstoßend empfundenen Abnormität mit, während das bei riesig nicht der Fall ist.
Das Fest war ein enormer Spaß, und ich konnte dort meinen enormen Durst stillen.
Hans hat eine enorme Nase.
gewaltig
Dieses Adjektiv stammt, ebenso wie das Nomen Gewalt vom Verb walten ab, das in der Fügung »schalten und walten« und in abgewandelter Form im Verb »verwalten« auch in der modernen Sprache weiterlebt. Auch als Nomen (Walter, z.B. in Sachwalter oder auch Verwalter) besteht diesen Wort weiter.
Das Verb walten hat ein weites Bedeutungsfeld, das ungefähr mit beherrschen, verursachen, besitzen, regieren und pflegen umschrieben werden kann.
Derjenige, der waltet, ist der Walter (vergl.: Sachwalter, Verwalter). Er hat Ge-walt (also eine Befugnis) über das, das er beherrscht. Zusätzlich muss der Walter stark sein (körperlich kräftig und auch im übertragenen Sinn mächtig) um auch tatsächlich walten zu können, und diese Eigenschaft kommt besonders im Wort Gewalt zum Ausdruck.
Gewalt wird heute häufig mit aggressivem Körpereinsatz gleichgesetzt, ist aber tatsächlich die Fähigkeit Macht auszuüben. Dennoch ist jemand, der Gewalt ausüben kann (egal ob im agressiv-körperlichen Sinn, oder z.B. im Form einer Behörde, die Vorschriften machen kann), gewaltig, also mächtig.
Anhand der Wort-Herkunft lässt sich also nur eine geringe Übereinstimmung zwischen gewaltig und riesig/enorm feststellen. Nichts desto trotz scheinen sich die Bedeutungen dieser Wörter so weit aneinander angeglichen zu haben, dass heute nur mehr ein geringer Unterschied feststellbar ist.
Meiner Wahrnehmung nach schwingt in »gewaltig« aber dennoch ein aggressiver Unterton mit, der bei den beiden anderen Wörtern nicht so hervortritt.
Das Fest war ein gewaltiger Spaß, und ich konnte dort meinen gewaltigen Durst stillen.
Hans hat eine gewaltige Nase.