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Das Projekt Gutenberg-DE hat die Rügen-Märchen von Ernst Moritz Arndt im Internet verfügbar gemacht. Bei den Wort- und Sacherklärungen findet man (pl. = plattdeutsch)
schier (pl.): klar, hell, lauter, glatt, eben. Ein schierer Baum ist also gleichmäßig gewachsen, ohne Knorren. Ein schieres Ei ist durchsichtig, nicht durch Bebrütung oder Fäulnis getrübt: wenn eine Glucke gesetzt ist, werden die Eier geschiert: man hält sie gegen ein Licht, um zu sehen, ob sie befruchtet sind.
Zitate aus den Märchen:
- Märchen "Der Rabenstein"
denn auf den schlanksten und schiersten Fichten, Eschen und Buchen ... baut der kluge Vogel Rabe sein Nest
- Märchen "Mieskater Martinchen"
von ihren Gänseeiern war nie eines schier
Siehe auch hier:
schier, adj. glänzend, glatt, lauter, ganz, ein von den Norddeutschen in nd. form herübergenommenes wort, dessen eigentlich hochd. entsprechung lange verschwunden ist, vgl. scheir theil 8, sp. 2462. schier, clarus, sine fece Schottel 1398, schieren, a scheuren, purgare, clarefacere; unde schier, adj. clarus, sine fece! sed haec raro occurrunt Stieler 1768, von Adelung als vorwiegend nd. bezeichnet. vergl. auszer den unter scheir angeführten idiotiken noch Dähnert 408b. Danneil 186a. Woeste 229b. brem. wb. suppl. 286. Kehrein 1, 342. Vilmar 350. Liesenberg 194.
- glänzend, hell, durchsichtig, weisz: en schier lasz-gaarn, ein lachsnetz mit weiten maschen. brem. wb. 4, 659; schiere eier, durchsichtige, nicht durch bebrütung oder fäulnis getrübte Schütze 4, 41. Kleemann 18c, schires wasser, klares Vilmar 350, schire melke Woeste 229b; von reiner wäsche, von weiszen zähnen Schambach 181a;
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- glatt: en schier fell, ene schire huud, glatte haut ohne runzeln oder flecken, eigentlich glänzende. brem. wb. 4, 660. Dähnert 408b. Danneil 186a; schir von gesigt Dähnert 408b. een schiren keerl, mit glattem gesicht. brem. wb. 4, 660; schiersnut, mensch mit glattem gesicht. Schütze 4, 41, schiersnutige deern ebenda; de hare schier maken, glatt machen, auskämmen. brem. wb. suppl. 286, schier papier Schütze 4, 41, en schier bred, ein glatt gehobeltes. ebenda. brem. wb. 4, 660, schier holt, holz ohne äste und knorren. ebenda. Schütze 4, 42. Danneil 186a, schieres holz Jacobsson 3, 589b. Frischbier 2, 275b. unsinnlich, in adverbialer fügung: so glatt und schier geht's in diesem leben nicht ab. Sturz 1, 248.