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Mir kommt es unpassend vor, das Verb „anziehen“ für Uhren oder Brillen zu verwenden, aber ich kenne Leute, die das tun. Ist dies regional ein üblicher Gebrauch, und wenn ja, wo?

Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich beziehe mich auf das Anlegen von Uhren und Aufsetzen von Brillen.

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    anekdotisch: Ich komme aus dem Südwesten und ziehe meine Brille auf, aber lege die Uhr an.
    – Vogel612
    Commented Aug 6, 2015 at 9:15
  • 1
    @Vogel612, ich kenne Uhren, die man aufziehen muss :)
    – Carsten S
    Commented Aug 6, 2015 at 9:17
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    Im Schweizerdeutschen: ich zieh mini Uhr/mini Brüle a oder Ich leg mini Uhr/Brüle a - Deutsch verwendet üblicherweise aufsetzen, was im Schweizerdeutschen nicht verwendet wird. Commented Aug 6, 2015 at 9:18
  • 1
    @RalphM.Rickenbach... mach doch ne Antwort draus.
    – Emanuel
    Commented Aug 6, 2015 at 9:29
  • 2
    @Em1, ich habe mal die Brillen in die Überschrift genommen, da sie wahrscheinlich das bessere Beispiel abgeben. Eine Uhr „anzulegen“ finde ich zwar die richtige Wortwahl, aber was ich im Gespräch benutzen würde, weiß ich gar nicht, aber sicher nicht „anziehen“. Ich glaube, „ummachen“ käme mir als erstes in den Sinn und dann auch aus dem Mund, wenn ich mich nicht stoppe. Meine Brille setze ich aber definitiv auf.
    – Carsten S
    Commented Aug 6, 2015 at 9:51

4 Answers 4

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Anziehen kann man mE nur Kleidungsstücke (Hemden, Leibchen, Hosen, Unterwäsche, Röcke, Kleider, Jacken, auch Schuhe und Handschuhe). Brillen (und Kopfbedeckungen) setzt man auf, alles andere klingt für mich (Ostösterreich) unidiomatisch. Bei Armbanduhren müsste ich nachdenken, aber anziehen geht auch hier gar nicht.

Im Westen und vor allem Südwesten Deutschlands ist der Ausdruck aber scheinbar nicht unüblich: https://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germanistik/sprachwissenschaft/ada/runde_3/f06c/

Und natürlich hat der Zwiebelfisch auch etwas dazu zu sagen: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/zwiebelfisch-ziehen-sie-die-brille-aus-a-718488.html

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  • Ah, Danke, im Atlas zur deutschen Alltagssprache hätte ich selbst suchen sollen. Danke auch für "Leibchen", dazu müsste ich glatt auch noch eine Frage stellen ;)
    – Carsten S
    Commented Aug 6, 2015 at 10:24
  • 1
    Kann das nur bestätigen. Das Verb »anziehen« wird in Österreich nur für Kleidungsstücke verwendet, in die man mit einem Teil des Körpers hineinschlüpft. Es kann (in Österreich) nicht verwendet werden für: Hut/Haube/Mütze/Kappe (aufsetzen), Armbanduhr (anlegen), Gürtel (umbinden), Krawatte (umbinden), Schal (umlegen), Brille (aufsetzen). Commented Aug 6, 2015 at 13:12
  • Dein Link ist weniger hübsch, aber Du warst schneller ;)
    – Carsten S
    Commented Aug 7, 2015 at 17:17
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Brillen werden im größten Teil Deutschlands aufgesetzt, wie man anhand der folgenden Grafik sehr schön sehen kann.

enter image description here
Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache - Brille aufsetzen

Im wilden (Süd-)Westen werden sie jedoch vereinzelt bis ausschließlich angezogen und die Schweizer scheinen noch eins drauflegen zu müssen, indem Sie ihre Brillen wie Gewehre anlegen.


Zu den Uhren gibt es in besagtem Atlas bisher nur etwas bzgl. des Momentes nach dem anziehen/anlegen.

enter image description here
Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache - Uhr anhaben

Da scheint es ein Nordost-Südwest-Gefälle zu geben. Die einen haben ihre Uhre um und die anderen haben sie an.

Wenn man sie um hat, dann muss man sie vorher drum gemacht bzw. um den Arm gemacht haben. Wenn man sie aber an hat, dann muss sie wahrscheinlich angezogen oder angelegt worden sein. Hier gibt es also keinen Aufschluss über die Beschreibung des dem Tragen vorangegangene Prozedere.

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  • Ich komm aus der Nähe von Stuttgart und ja, ich ziehe meine Brille an/aus und habe meine Uhr an/aus. Typischer Satz: "Warte auf mich! Ich muss noch meine Sonnenbrille anziehen." Mein Optiker in Berlin sagt aber: "Bitte setzen Sie die Brille ab."
    – Iris
    Commented Aug 6, 2015 at 13:18
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    Ein Uhr __haben klingt für mich (Wien) in jedem Fall falsch. Ich trage eine Uhr, ich lege die Uhr an und nehme sie ab. Commented Aug 6, 2015 at 13:47
  • Man sieht aber auch ganz gut, dass Österreich, gerade auch die Region um Wien, eher spärlich vertreten ist. Wie repräsentativ das dann für diese Region ist, sei mal dahingestellt. Ich finde, dass man eine Uhr anhaben kann, genauso wie man sie umhaben kann. Aber ja, wenn ich eine Uhr an-/umhabe, dann trage ich sie. Commented Aug 6, 2015 at 13:52
  • @PH13: Das dürfte einfach nur die geringe Bevölkerungsdichte widerspiegeln. Selbst die Schweiz hat auf halber Fläche mehr Einwohner als Österreich, beide Alpenländer zusammen weniger als Nordrhein-Westfalen. Auch in Deutschland kann man mit den Atlasdaten über einzelne Regionen nur dann Aussagen treffen, wenn sie in einem großen homogenen Bereich liegen.
    – user2183
    Commented Aug 8, 2015 at 7:48
  • @PH13: Innerhalb Österreichs scheint mir Wien tatsächlich unterrepräsentiert zu sein. Das könnte methodische Gründe haben: Nach meinem Eindruck von ein paar Jahren in Wien schätze ich, dass die wenigsten Einwohner der Stadt die Voraussetzungen für eine Teilnahme erfüllen. Wegen des überproportionalen Einflusses von Wienerisch auf das restliche Österreich dürfte das aber für das beabsichtigte Gesamtbild nicht so dramatisch sein.
    – user2183
    Commented Aug 8, 2015 at 7:51
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Im Schweizerdeutschen wird anziehen sowohl für Uhren als auch Brillen verwendet. Da heisst es z.B. im Zürichdeutschen:

Ich zië mini Uhr/mini Brüle a.

Alternativ wird auch gesagt

Ich leg mini Uhr/mini Brüle a.

Eine Brille wird üblicherweise nicht aufgesetzt im Schweizerdeutschen, das tönt aufgesetzt.

Das gleiche gilt z.B. für Hüte

Ich zië/leg en Huët a.

Schweizer würden das alles wohl auch auf "Hochdeutsch" so verwenden - und sich so vielleicht zu erkennen geben.

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In Ostdeutschland setzt man die Brille auf und macht sich eine Uhr um oder dran. Das "Gemache" bei Zweiterem wäre glaube auch niemandem peinlich (wie es Carsten in seinem Kommentar zu seiner Frage zu sein scheint ;) ).

Sprecher die diese Dinge anziehen oder anlegen würde ich intuitiv als DaF-Sprecher, Zeitreisende oder Linguistiknerds identifizieren.

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    Das entspricht im wesentlichen dem, was ich auch kenne. Ich komme auch Berlin, und das liegt ja im Osten.
    – Carsten S
    Commented Aug 6, 2015 at 10:40

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