In beiden Fällen wird etwas weggelassen, aber bei einer Zusammenziehung ist der Teil, der weggelassen wurde, an anderer Stelle vorhanden und kann von dort genommen werden um die Lücke zu füllen.
Dieser Satz enthält eine Zusammenziehung (die leere Klammer steht hier für etwas das fehlt):
Karl fährt nach Italien, Wilhelm () an die Nordsee.
In diesem Beispiel wurden zwei Hauptsätze durch ein Komma zu einem Satz verbunden. Jedoch fehlt im zweiten Hauptsatz das Prädikat bzw. Verb:
Wilhelm an die Nordsee. (Dieser Satz kein Verb!)
Das fehlende Verb steht aber im selben Satz, nur eben im vorangegangenen Hauptsatz:
Karl fährt nach Italien. (Dieser Satz enthält ein Verb.)
Dadurch, dass man den Teil, der dem unvollständigen Hauptsatz fehlt, in Gedanken vom vollständigen Hauptsatz nimmt und an der Lücke einsetzt, entsteht dann der vollständige Satz:
Karl fährt nach Italien, Wilhelm fährt an die Nordsee.
Das geht auch mit anderen Wortarten bzw. Satzteilen:
Die Uni besitzt, aber der Professor verwendet das teure Messgerät.
Auch hier folgen zwei Hauptsätze aufeinander, wobei der erste unvollständig ist:
Die Uni besitzt ().
Hier fehlt ein Akkusativobjekt, nämlich das teure Messgerät, welches im zweiten Hauptsatz enthalten ist. Zur Gänze ausgewalzt würde der Satz wie folgt lauten:
Die Uni besitzt das teure Messgerät, aber der Professor verwendet das teure Messgerät.
Zu erwähnen ist, dass dies zwar grammatisch korrekt, aber kein schöner Stil ist, denn man kann das zweite Auftreten desselben Objekts durch dein Einsatz eines Pronomens vermeiden: »Die Uni besitzt das teure Messgerät, aber der Professor verwendet es«
Noch ein Beispiel:
Zu erwähnen ist, dass dies zwar grammatisch korrekt (), aber kein schöner Stil ist.
Zu erwähnen ist, dass dies zwar grammatisch korrekt ist, aber kein schöner Stil ().
Zu erwähnen ist, dass dies zwar grammatisch korrekt ist, aber kein schöner Stil ist.
Anders die Ellipse:
Der Wiener Opernball wird, nachdem die Debütantinnen und Debütanten getanzt haben, jedes Jahr mit diesen Worten eröffnet:
Alles Walzer!
Auch hier fehlt etwas, nämlich das Prädikat bzw. Verb. Aber es gibt weder davor noch danach irgend einen Text, denn die gesamte Rede des Tanzmeisters besteht nur aus diesen beiden Worten. Es gibt also keinen in der Nähe stehenden ähnlichen Satz, von dem man sich etwas ausborgen könnte um die Lücke zu schließen. Und genau das unterscheidet die Zusammenziehung von der Ellipse: Das was den Satz vervollständigen könnte, ist nirgendwo vorhanden.
Bei der vorliegenden Ellipse ist klar, dass es sich um eine Aufforderung handelt, und da die Aufforderung einen Tanz betrifft, ist auch klar, dass das gemeint ist:
Alles tanzt Walzer!
(Kleiner Exkurs: Mit »Alles« ist »alle Personen« gemeint, und »tanzt« ist ein Ersatz-Infinitiv für einen Imperativ, ähnlich wie in »Zwiebel anrösten« in einem Kochrezept)
Anders Beispiel:
Wer da?
Auch hier fehlt das Verb (»ist«), und es ist nicht in der Umgebung der Frage vorhanden, sondern muss aus dem Kontext erraten werden.
Viele Ellipsen werden auch als Phrasen verwendet, bei denen man gar nicht erst versucht, sie in Gedanken zu vervollständigen:
(Ich wünsche dir einen) guten Morgen.
(Es) grüß(e) (dich) Gott.
(Zeigen Sie mir Ihren) Ausweis!