Paradoxon ist ein Begriff, der aus der Logik, also aus einem Teilgebiet der Mathematik kommt. Das Oxymoron stammt hingegen aus der Rhetorik, also aus einem Teilgebiet der Sprachwissenschaften.
Daraus folgen schon unterschiedliche Definitionen:
Das Paradoxon ist eine Aussage, und jede Aussage hat einen Wahrheitsgehalt, der wahr oder falsch sein kann. Bei einem Paradoxon ist es nun aber so, dass die Annahme eines bestimmten Wahrheitswertes in einem logischen Schluss zur Erkenntnis führt, dass genau der andere Wahrheitswert zutreffend sein muss.
Ein klassisches Beispiel für ein solches logisches Paradoxon ist dieser Satz:
Diese Aussage ist falsch.
Wenn man dem Satz Glauben schenkt, wenn man also die Aussage für wahr hält, stellt sich sofort heraus, dass das nicht zutrifft, weil der Satz ja aussagt, selbst falsch zu sein. Nimmt man nun aber an, der Satz wäre falsch, führt diese Negation dazu, dass der Satz wahr wird. Der Satz widerspricht sich also in jedem Fall selbst.
Ein Oxymoron ist hingegen keine logische Aussage, sondern ein Begriff. Oft genügt es schon, ein zusammengesetztes Wort zu bilden, dessen Teile für Dinge stehen, die einen Gegensatz darstellen:
- Oxymoron (griechisch: oxys = klug, moros = dumm)
- Plastikglas (entweder aus Plastik, oder aus Glas)
- Flüssiggas (zwei Aggregatzustände die einander ausschließen)
Oder man stellt vor ein Nomen ein Adjektiv, dass eine gegenteilige Eigenschaft des Nomes ausdrückt:
- alter Knabe
- stummer Schrei
Der wesentliche Unterschied aus sprachlicher Sicht ist, dass ein Oxymoron ein Begriff ist, während ein Paradoxon eine Aussage ist.
Wikipedia beschreibt auch noch andere Formen des Paradoxons, die aber keinen echten Widerspruch bedeuten, und die ich persönlich daher nicht zu den Paradoxa zählen würde:
- Metaphysisches Paradoxon: Eine Aussage, bei der klar ist, dass entweder sie, oder ihr Gegenteil zutrifft, bei der aber beide Möglichkeiten unmöglich zu sein scheinen. z.B.:
Aussage: Das Universum hat einen Anfang.
Gegenteil: Das Universum hat keinen Anfang.
Für mich ist dieses Gegensatzpaar kein Paradoxon, weil hier kein Widerspruch vorliegt. Nur führen beide Annahmen zu Schlussfolgerungen, die unserer Intuition widersprechen (Aus beidem ist auf Wirkungen ohne Ursache zu schließen), was jedoch nur ein weiterer Beleg dafür ist, das die Intuition nicht immer recht hat.
- rhetorisches Paradoxon: Damit ist das Oxymoron gemeint, das ich ebenfalls nicht für ein Paradoxon halte, weil ein Oxymoron ja keine Aussage, sondern nur ein Begriff ist.
Wikipedia zählt auch noch das semantische Paradoxon auf, ohne auch nur mit einer Silbe anzudeuten, was damit gemeint sein könnte.
Auch erwähnt werden sollen die scheinbaren Paradoxa, also Aussagen, von denen man bei erster Betrachtung annimmt, sie wären falsch, während sie sich bei genauerer Betrachtung als wahr herausstellen (oder umgekehrt). Der Widerspruch existiert also nur zwischen Erwartung und Realität (oder zwischen Glauben und Wissen), ohne dass es einen echten inneren Widerspruch gibt.