Der Sprecher hat hier einen Fehler gemacht, der jedoch recht üblich ist. Sehr typisch ist es in Verbindung mit sein, wie du selbst erwähnst.
Wo warst du gestern gewesen?
Der Satz kann richtig sein, wenn eine Referenz zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit vorliegt. Der Zeitpunkt (also "gestern") gehört übrigens strikt genommen in den Teil des Satzes, der den Referenzzeitpunkt bestimmt.
Wo warst du gewesen, bevor du gestern nach Hause gefahren bist.
Wo bist du gewesen, nachdem du gestern nach Hause gefahren warst.
Nicht selten wird aber in beiden Teilsätzen die gleiche Zeitform gewählt. Das ist akzeptabel, weil immer noch verständlich ist, welche Aktion zuerst stattfand. Hier der erste Satz nochmals als Beispiel in inkorrekter Form:
Wo warst du gewesen, bevor du gestern nach Hause gefahren warst.
Wo bist du gewesen, bevor du gestern nach Hause gefahren bist.
Häufig wird aber auch die grammatische Form der Vorvergangenheit in Verbindung zur Gegenwart verwendet. Ich kann nicht begründen warum, eine schwache Vermutung habe ich oben im Kommentar erwähnt, bin aber selbst nicht sehr davon überzeugt.
Begründen könnte man aber, warum der Sprecher in diesem konkreten Beispiel zur Vorvergangenheit gegriffen hat. Der Satz kann so wie er dort steht durchaus aus das Gefühl vermitteln, dass es sich um zwei Aktionen handelt, die in der Vergangenheit nacheinander stattfanden.
- Helmut Schmidt starb.
- Alle Menschen trauern seitdem.
Das ist aber im Beispiel nicht ganz richtig. Die beiden Fakten (Tod + Trauer) liegen im ersten Teil des Satzes bereits vor.
Der Tod hat Trauer ausgelöst.
Genau das beschreibt jetzt unseren Referenzzeitpunkt, und dieser entspricht dem Zeitpunkt des Todes. Die Tatsache, dass "der Politiker gestern im Alter von 96 Jahren starb", liegt nicht vor dem Todeszeitpunkt, sondern beschreibt den selben Zeitpunkt. Es handelt sich hier nur um einen weiteren Fakt, der vollkommen unabhängig zur ausgelösten Trauer ist. Korrekt ist also:
Der Tod hat Trauer ausgelöst. Er ist gestern im Alter von 96 Jahren gestorben.
Damit Plusquamperfekt berechtigt wäre, müsste der Satz etwa wiefolgt lauten:
Nachdem gestern im Alter von 96 Jahren Helmut Schmidt gestorben war, wurde Trauer über seinen Tod ausgelöst.
Ich hinterfrage an der Stelle jetzt nicht, ob das sogar grammatisch richtig wäre, aber der Satz käme so wohl keinem Muttersprachler über die Lippen.
Fazit:
Der Satz ist grammatikalisch falsch, weil keine Vorvergangenheit vorliegt.