Schweizerdeutsch
Schweizerdeutsch (Eigenbezeichnungen »Schwizerdütsch«, »Schwiizertüütsch« usw.) ist eine Gruppe westoberdeutsche Dialekte, die vornehmlich in der Schweiz gesprochen werden. Auch in angrenzenden Gebieten (im Süden Deutschlands und im Westen Österreichs) werden ähnliche Dialekte gesprochen.
Schweizerdeutsch unterteilt sich in niederalemannische, hochalemannische und höchstalemannische Dialekte, die sich wiederum jeweils in eine Vielzahl unterschiedlicher lokaler Dialekte unterteilen.
Weil es sich hier um nichtstandardisierte Dialekte handelt, gibt es dafür keine Rechtschreibregeln. Tatsächlich wird Schweizerdeutsch auch selten geschrieben, und wenn doch, dann nach individuellen Regeln, die nicht näher definiert sind. Gelegenheiten dafür sind Foren und Chats im Internet, aber auch Mundartdichtung und Niederschriften schweizerdeutscher Liedtexte.
Dem gegenüber steht:
Schweizerisches Deutsch
Das ist eine der drei deutschen Standardvarietäten. Das Wichtige dabei ist die Standardisierung. Damit ist die Definition einer eindeutigen Rechtschreibung gemeint, die übrigens mit der Rechtschreibung des deutschen Deutsch und des österreichischen Deutsch übereinstimmt, mit dem hervorstechendem Unterschied, dass im Schweizer Deutsch der Buchstabe ß durch ss zu ersetzen ist. Daher hatten Schreibmaschinen, die für den Schweizer Markt produziert wurden, auch keine ß-Taste.
Aber Rechtschreibung ist nicht alles. Zum Standard gehören auch Wortschatz und Grammatik, und diese Merkmale unterscheiden die drei Standardvarietäten weit stärker als die (gemeinsame) Rechtschreibung.
Standardsprachen wie das Schweizerische Deutsch sind nicht nur standardisiert, sondern sie werden auch an Schulen und anderen Bildungsstätten gelehrt, und sie werden verwendet um damit amtliche Dokumente zu verfassen.
Verwendung in der Deutsch-Schweiz
Anders als in Deutschland oder Österreich, und anders als in den meisten Ländern mit anderen Sprachen, wird in der Schweiz ein sehr großer Unterschied zwischen dem Dialekt und der Standardsprache (also zwischen Schweizerdeutsch und Schweizerischem Deutsch) gemacht.
Die Muttersprache eines durchschnittlichen Deutsch-Schweizers ist der Dialekt seiner Heimatregion, also eine Form des Schweizerdeutsch. Für gewöhnlich erfolgt der erste Kontakt mit der Standardsprache Schweizerisches Deutsch erst in der Schule durch den Schulunterricht.
Und so ist es auch nicht besonders verwunderlich, dass im Jahr 2006 bei einer Umfrage von 150 befragten Schweizern 80% angegeben haben, ihre eigene Standardsprache (also das Schweizerische Deutsch, das in der Schweiz auch häufig »Schriftdeutsch« genannt wird) wäre für sie eine Fremdsprache.
Schweizerdeutsch ist auch die bevorzugte Sprache in Radio und Fernsehen. In anderen Ländern wäre es undenkbar, dass Moderatoren in öffentlichen Medien in einem Dialekt sprechen. In der Schweiz ist das hingegen üblich. Fernsehwerbung, die für den gesamten deutschen Sprachraum produziert wird, wird für das Schweizer Fernsehen sehr häufig von Synchronsprechern in Schweizerdeutsch nachgesprochen, weil gesprochenes Standarddeutsch als wenig sympathisch empfunden wird.
Und wenn schon die Schweizer so scharf und teilweise auch emotional zwischen Schweizerdeutsch und Schweizerischen Standarddeutsch unterscheiden, dann sollte das auch der Rest der Welt ernst nehmen, und die beiden Begriffe ebenso streng voneinander trennen.
Was die Schweizer übrigens gar nicht mögen: Wenn deutschsprachige Nicht-Schweizer versuchen Schweizerdeutsch zu imitieren. Damit macht man sich in der Schweiz so beliebt wie Amis, die in Deutschland Nazi-Witze erzählen.