Kurze Antwort:
So jemanden kann es per Definition nicht geben, daher gibt es dafür auch keine deutsche Bezeichnung.
Lange Antwort:
Wikipedia führt in der Liste christlicher Konfessionen eine Unzahl verschiedener Ausprägungen des christlichen Glaubens an. Es sind mehrere hundert Einträge.
Die römisch katholische Kirche ist nur eine dieser verschiedenen Konfessionen, die sich aber auch in 24 verschiedene Rituskirchen aufgespalten hat. Die wichtigste dieser 24 Splittergruppen ist die »Lateinische Kirche«, die auch Westkirche genannt wird. Das ist jener Ritus, der gemeinhin als römisch katholisch im engeren Sinn bezeichnet wird. Die anderen 23 Riten sind allesamt Ostkirchen (dazu später mehr).
Das, was diesen 24 römisch katholischen Rituskirchen von allen anderen christlichen Strömungen definierend unterscheidet, ist das Verhältnis zum Papst. Römisch katholische Christen sehen den Papst als Führer des gesamten Christentums an. Römische Katholiken sind also davon überzeugt, dass der Papst auch der legitime geistliche Führer der z.B. der Protestanten, der Zeugen Jehovas oder der Mormonen ist, obwohl diese selbst den Papst nicht als ihren Führer anerkennen.
Die römischen Katholiken gehen aber noch einen entscheidenden Schritt weiter: Für römische Katholiken ist der Bischof von Rom (der ja mit dem Papst identisch ist), der von Gott selbst auserwählte Stellvertreter Christi auf Erden. (Der Papst ist der »Vicarius Iesu Christi«).
Das spiegelt sich im Glauben dieser Gruppe unter anderem darin wider, dass die römischen Katholiken glauben, dass der Heilige Geist (also eine der drei Formen unter denen Gott erscheinen kann) direkt die Kardinäle bei der Wahl des neuen Papstes leitet. Das heißt: Ein Katholik glaubt, dass Gott selbst, durch sein Einwirken auf die Kardinäle, jeden einzelnen Papst auswählt. Und sie glauben auch, dass der Papst – wieder durch den Heiligen Geist – direkt von Gott beeinflusst und geleitet wird.
Dieser Glaube an den Papst ist der bestimmende Wesenskern des römischen Katholizismus. Er grenzt die römisch katholische Ausprägung des christlichen Glaubens scharf von allen anderen Konfessionen ab.
Daraus folgt unmittelbar:
Wenn eine Person den Papst nicht als legitimen Führer des gesamten Christentums und als unmittelbaren Stellvertreter Gottes anerkennt, dann ist diese Person kein römischer Katholik, auch wenn sie selbst das vielleicht anders sieht. Aber durch die Ablehnung des Papstes wendet man sich automatisch auch von der römisch katholischen Kirche ab.
Daher kann es per Definition keinen römischen Katholiken geben, der den Papst als Ketzer ansieht. Und (um die gestellte Frage zu beantworten) das ist auch der Grund, warum es kein deutsches Wort für so jemanden gibt.
Es kann aber sehr wohl Personen geben, die den Papst ablehnen und sich selbst trotzdem, aber fälschlicherweise, für römische Katholiken halten.
Noch ein paar Worte zu den 23 katholischen Ostkirchen:
Sie stehen alle ein einem Naheverhältnis zu den jeweiligen Orthodoxen Kirchen (die wiederum einem Patriarchen oder Kosmopoliten in Jerusalem, Konstantinopel oder einem anderen Ort unterstehen), unterscheiden sich von diesen aber dadurch, dass sie direkt dem Papst folgen, also keinen Patriarchen oder Kosmopoliten anerkennen.
Die größte der 23 katholischen Ostkirchen ist die »Ukrainische griechisch-katholische Kirche« mit 4,3 Millionen Gläubigen. Insgesamt haben alle katholischen Ostkirchen zusammen weniger als 20 Millionen Anhänger. Dem gegenüber steht die lateinische Westkirche, also die »eigentliche« katholische Kirche mit mehr als 1,2 Milliarden Gläubigen.