Wir sind eine zutiefst literale Gesellschaft. Praktisch alles, was wir über Sprache zu wissen glauben, basiert auf ihrer Verschriftung.
Darum ist der naive Ansatz, den die meisten Deutschsprechenden verfolgen werden, wenn man sie bittet, ein Wort rückwärts zu sprechen, der buchstabenzentrierte. Da die meisten in der 1. Klasse einige Buchstabenkombinationen als (mindestens ch und sch) feste Fügungen kennengelernt haben, werden sie diese wahrscheinlich nicht auflösen, vor allem dann nicht, wenn sie das Wort nur rückwärts aussprechen, aber nicht lesen oder aufschreiben müssen. Bei den Diphthongen (v.a. ai, au, äu, ei, eu) und Dehnungsschreibungen (wie ie, üh) sowie einigen Buchstaben(kombinationen) (z.B. z -> /ts/ oder /st/, ck -> /k/ oder /kts/, sp- -> /ps/ oder /pʃ/) wird es unterschiedliche Ansätze und Ansichten geben.
Rückwärtslesen ist ein guter (aber allein nicht ausreichender) Test zum Bestimmen für Digraphen!
Das bisher Gesagte gilt für gelegentliche Sprachspiele, wo man also immer /redo/ und am ehesten /nɛç.ny:/ hören wird.
Wer – warum auch immer – tatsächlich so gut rückwärts sprechen will, dass eine rückwärts abgespielte Aufnahme verständlich ist, muss sich von der Schreibung ein gutes Stück lösen und sich auf die Phoneme konzentrieren. Da es im Deutschen wie in praktisch allen Sprachen positionale Beschränkungen der Phonemverteilung gibt, z.B. Auslautverhärtung und Verteilung von /s/, /z/ und /ʃ/, muss rückwärts anders gesprochen werden als vorwärts.