Ich habe schon wieder eine Frage zu dem knapp 300 Jahre alten Text der Matthäuspassion von J.S.Bach:
In der Nr. 31 dieses Musikstücks singt der Evangelist diesen Text:
Die aber Jesum gegriffen hatten, führeten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, da nun die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammlet hatten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters und ging hinein und satzte sich bei die Knechte, auf daß er sähe, wo es hinaus wollte. [...]
Dieser Text steht genau so in meinen Noten (Bärenreiter Urtext), im Online-Textbuch der Matthäus-Passion, und auch in den Ausgaben anderer Verlage. Somit ist ein Fehler eigentlich auszuschließen. In modernem Deutsch würde dieser Text ungefähr so lauten:
Jene, die Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo sich nun die Schriftgelehrten und Ältesten versammelt hatten. Petrus folgte ihm aber von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters nach und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, was da vor ging. [...]
Mich irritiert die Formulierung »bei die« in »[er] satzte sich bei die Knechte«.
Soll das heißen (wie in meiner obigen »Übersetzung«):
Er setzte sich zu den Knechten. (Wohin?)
Oder eher wirklich so wie es in der Partitur steht:
Er setzte sich bei den Knechten. (Wo?)
In beiden Fällen steht im modernen Deutsch »den Knechten« im Dativ. Im Original steht aber »die Knechte«, was ich als Akkusativ interpretiere, denn der Nominativ erscheint mir noch unpassender.
Handelt es sich im Original wirklich um einen Akkusativ? Wenn ja, wie ist die Aussage »Er satzte sich bei die Knechte« zu interpretieren?
Oder handelt es sich doch um einen Dativ, so wie auch in Bairischen Dialekten:
(Steirisch:)
a) »Er håt si zu di Knecht zuwighukt.« (wörtlich: »Er hat sich zu den Knechten dazugehockt«)
b) »Er håt si bei di Knecht hiighukt.« (wörtlich: »Er hat sich bei den Knechten hingehockt«)
(Das mudartliche »hukn« stammt zwar von »hocken« ab, wird aber in der Bedeutung von »sitzen« verwendet.)
Besteht dieser Zusammenhang zwischen der sächsischen Hochsprache des 18. Jahrhunderts mit modernen bairischen Dialekten? Wenn ja, Wie ist das zu erklären?