Weder der Satz in der Frage, noch die Beispiele in der Antwort von Susanne sind Passiv-Sätze. (Bis auf eine Ausnahme, die ich weiter unten erwähnen werde)
Wenn man Aktiv und Passiv verstehen will, muss man zwischen dem Täter (fachsprachlich dem Agens) und dem Erdulder (Patiens) einer Handlung unterscheiden:
Das Agens (der Täter) ist jenes Element, das selbst eine Handlung ausführt, sie initiiert, oder sonstwie für ihr Zustandekommen verantwortlich ist.
Ein Patiens (ein Erdulder) ist ein Element, das auf irgend eine Weise mit einer Handlung zu tun hat, ohne selbst dafür verantwortlich zu sein, dass es die Handlung gibt.
Von diesen semantischen Rollen ist die grammatische Rolle des Subjekts zu unterscheiden:
Das Subjekt eines Satzes ist die höchstrangige Ergänzung eines Prädikats und stimmt mit diesem in Numerus und Person überein. Das Subjekt steht immer im Nominativ.
Im Satz
Peter schläft.
ist »Peter« das Subjekt (steht im Nominativ, stimmt in Numerus und Person mit dem Prädikat »schläft« überein und ist die einzige, und somit höchstrangigste Ergänzung des Prädikats. »Peter« ist auch das Agens, denn es ist Peter selbst der schläft. Das Schlafen wird von Peter ausgeführt.
Aber in
Peter wird geweckt.
ist es nicht Peter selbst, der den Weck-Vorgang ausführt. Er ist das Opfer der Aufweckung, und somit das Patiens. Dennoch ist »Peter« nach wie vor das Subjekt des Satzes.
Aktiv - Passiv
Ein Aktiv-Satz ist nun dadurch gekennzeichnet, dass das Subjekt das Agens ist. Denn hier ist das Subjekt aktiv für die Handlung verantwortlich.
In einem Passiv-Satz ist das Subjekt aber ein Patiens. Es ist nicht selbst der Urheber der Handlung, sondern erduldet oder erleidet die Handlung (daher auch der deutsche Begriff »Leideform« für den Passiv).
In den folgenden Sätzen, die aus der Frage und den Antworten von Susanne stammen, ist das Subjekt selbst für die Handlung verantwortlich oder führt sie selbst aus:
- Mein Kreditkonto will aus meinem Giro kompensiert werden.
- Mein Hemd will gebügelt werden.
Man erkannt das vielleicht besser, wenn man aus diesem Aktivsätzen echte Passivsätze macht:
- Es wird gewollt, dass das Kreditkonto aus meinem Giro kompensiert wird.
- Es wird gewollt, dass mein Hemd gebügelt wird.
Die Konstruktion mit »Es« als Subjekt ist notwendig, weil »wollen« nicht transitiv ist, und daher streng genommen gar nicht das Prädikat eines echten Passiv-Satzes sein kann. Daher ein anderes Beispiel mit einem transitiven Verb:
Aktiv: Das Girokonto kompensiert das Kreditkonto.
Passiv (ohne Agens): Das Kreditkonto wird kompensiert.
Passiv (mit Agens): Das Kreditkonto wird vom Girokonto kompensiert.
Der folgende Satz ist hingegen ein echter Passivsatz:
Mein Kreditkonto soll aus meinem Girokonto bedient/kompensiert werden.
Dieser Satz gibt nicht an, wer die Handlung durchführen wird. Keines der beiden erwähnten Konten tut aktiv etwas. Es gibt hier kein Agens. Um aus diesem Satz einen Aktiv-Satz zu machen, muss also ein handelndes Element herbeigezaubert werden, das vorher nicht da war. Ohne zusätzlichen Kontext hat man hier freie Wahl:
Ich soll mein Kreditkonto aus meinem Girokonto bedienen/kompensieren.
Die Bank soll mein Kreditkonto aus meinem Girokonto bedienen/kompensieren.
Diese beiden Sätze machen klar, wer hier etwas tut, nämlich das fett hervorgehobene Subjekt, das auch die semantische Rolle des Agens hat.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit aus einem Passiv-Satz einen Aktiv-Satz zu machen. Dabei wird aber aus einem Patiens ein Agens gemacht, was einen erheblichen Eingriff auf semantischer Ebene bedeutet und somit die Aussage des Satzes gravierend verändert.
Aus
Mein Kreditkonto soll aus meinem Girokonto bedient/kompensiert werden.
wird dann
Mein Kreditkonto wird sich aus meinem Girokonto bedienen/kompensieren.
Das alte Subjekt (das Kreditkonto) bleibt auch im neuen Satz das Subjekt, wechselt aber von der Opfer-Rolle (mit dem Konto soll etwas geschehen) in die Rolle des Täters (Das Konto macht selbst etwas). Dass das Kreditkonto in Form des Reflexivpronomens »sich« zusätzlich auch in der Opferrolle auftritt, ist irrelevant, weil »sich« nicht das Subjekt des Satzes ist.