Ich versuche mich mal an einer Antwort, die den Faden von einigen meiner und anderer Kommentare aufnimmt und weiterspinnt:
Zunächst einmal ist die Bildung „Vogel Strauß“ und „Vogel Roch“ für mich ursprünglich dieselbe Begriffsbildung wie „Insel Mainau“ und „See Genezareth“. Ganz einfach, weil ein neues, „fremdländisches Wort“ im Deutschen immer zuerst als Eigennamen aufgefasst wird (eher: wurde) und daher auch in einer solchen Paarung mit seinem Oberbegriff auftaucht. Erst die Assimilation in die Sprache und ein allgemeines „Annehmen“ des Begriffes sorgt dafür, dass der Begriff sein Beiwort mit der Zeit verliert. Dieses Voransetzen des Oberbegriffs vor Eigennamen ist eine sprachliche Eigenart, die wir wahrscheinlich aus dem Lateinischen übernommen haben und die früh in „gebildetes Deutsch“ einging. Heute gibt es diese Assimilationsform m. A. nach (vielleicht, weil Latein seinen Anspruch als universelle Wissenschaftssprache inzwischen verloren hat) nicht mehr, wir übernehmen einfach den fremden Begriff ohne weitere Erklärung.
Beim Vogel Roch aus der Sage (schönes Beispiel, übrigens) ist das mangels realem Gegenstück so geblieben – diese Form betrachte ich übrigens aus ebendiesem Grund als Eigennamen – der Strauß dagegen hat seinen Eingang in die Zoos und in die Sprache gefunden und wird heute sehr viel öfter auch ohne seinen Oberbegriff verwendet (Straußeneier, Straußenfeder, Straußenfarm, Straußenleder, …). Es hat wohl nur „etwas länger“ gedauert, weil die Eindeutschung „Strauß“ zu allem Übel auch noch ein Homonym bildet (früher ein mehrfaches, siehe „einen Strauß ausfechten“), was den Vorgang wohl gebremst hat.
Beim Begriff „Vogel-Strauß-Politik“ (Kopf in den Sand stecken), wird der Vogel heute fast immer vorgesetzt, um den ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten nicht mit hineinzuziehen.
(Nehmen wir mal an, es würde in einem fernen Land ein neuer Tiefseefisch entdeckt, dessen Verhalten z. B. hauptsächlich daraus bestünde, das Maul weit aufzureißen. Nehmen wir weiterhin an, der hieße Cehopher in der Landessprache und man würde den Begriff Cehopher-Politik als Politik der Drohgebärde ins Deutsche übernehmen – auch da würde diese Politikform wahrscheinlich ziemlich lange aus naheliegenden Gründen als „Fisch-Cehopher-Politik“ zusammen mit dem Oberbegriff verwendet werden ;) )