Gegenbeispiele:
"Kommt ein Gewitter?" - in Frageform kommt dieser Satzbau auch vor; was ist aber genau der Satzbau, was gehört zur typischen Form? Beginnt mit Verb/Infinitiv, dann Subjekt... ("Kommt eine Blondine ...", "Geht ein Häschen ...", "Liegt ein Kardinal...", ...)
"Steht der Minutenzeiger horizontal, ist es viertel vor oder viertel nach." Hei, ich hab' eins gefunden, das keine Frage ist, wodurch sich also auch die Stimme nicht am Satzende hebt.
"Ist der Ruf erst ruiniert, regiert sich's gänzlich ungeniert" - ein Sprichwort.
Zusammengefasst:
- Wird sie noch für andere Anlässe verwendet?
Ja
Wieso wird diese Satzform verwendet?
Ich schwimme hier, aber wage einen Versuch. Das Verb reißt einen in die Handlung, die Aktion, die Situation förmlich hinein. Es gibt keine langatmige Einleitung "Seht da ist die Witwe Bolte", die erst mühsam die Personen einführt, sondern wie ein Splashpanel im Comic geht es gleich mit einer Situation los, die neugierig macht - ähnlich wie im Tatort i.d.R. die erste Leiche in den ersten 5 Minuten auftaucht/der erste Mord passiert.
Und dann läßt der Satz erstmal alles offen - "Kommt ein Häschen i.d. Apotheke." Ja schön. Wenn es doch einer Einleitung bedarf kommt sie jetzt: "Der Apotheker, schon etwas schwerhörig, fragt das Kaninchen: 'Hafft Du Nuffty?'".
Alternativ hätte die Geschichte beginnen können: "Ein älterer Apotheker, schon etwas schwerhörig, steht in seiner Apotheke". Das ist bedächtiger, und märchenartiger. "Bescheiden setzt er die Preise herab" - ja, klar - ein Märchen!
Sagt das Nilpferd: "Wir sind die drei heiligen Könige, und wollen unsere Geschenke zurück" - sagt der Hase: "Der Witz funktioniert so nicht! Drittens bin ich kein Kaninchen." Darauf die Frau des Apothekers: "Sind wir schon Max-Weber-Platz?"