Wie oft wird eine trennbare Vorsilbe von einem Deutschen am Ende vergessen?
Wie wirkt dies?
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Sign up to join this communityWie oft wird eine trennbare Vorsilbe von einem Deutschen am Ende vergessen?
Wie wirkt dies?
Ich verallgemeinere die Frage mal, denn ich glaube, dass mit »einem Deutschen« wahrscheinlich »ein Mensch mit Deutsch als Muttersprache« gemeint ist. Wenn das der Fall ist, erlaube ich mir auch als Österreicher zu antworten.
Wenn ich die Frage richtig verstanden habe, geht es um solche Fälle (Die Klammer soll andeuten, dass das eingeklammerte Wort vom Vergessen bedroht ist):
Ernst wird anrufen. - Ernst ruft (an).
Maria wird abwaschen. - Maria wäscht (ab).
Erwin wird vorgehen. - Erwin geht (vor).
Die Antwort ist: Das wird nie vergessen. Denn ohne den zweiten Teil des Verbs wäre die Aussage des Satz verfälscht.
Das soll aber nicht heißen, dass die Sätze ohne das eingeklammerte Wort falsch wären. Sie transportieren einfach nur eine andere Aussage.
Zu jedem trennbaren Verb gibt es auch ein gültiges und gebräuchliches Verb ohne die abspaltbare Silbe. (Jedenfalls fällt mir kein Beispiel eines trennbaren Verbs ein wo das nicht der Fall wäre.) Wesentlich dabei ist, dass im Normalfall das Verb, das ohne die abtrennbare Silbe auskommt, eine andere Bedeutung hat als das trennbare Verb.
Die folgenden Beispiele sind grammatisch völlig korrekte deutsche Sätze, aber sie bedeuten jeweils etwas anderes als die zuvor genannten Beispiele:
Ernst wird rufen. - Ernst ruft.
Maria wird waschen. - Maria wäscht.
Erwin wird gehen. - Erwin geht.
Ich formuliere es mal anders:
Es ist möglich, aus einem Satz, der ein trennbares Verb enthält, einen anderen grammatisch korrekten Satz zu machen, indem man die abtrennbare Silbe weglässt. Das ist aber kein Vergessen dieser Silbe. Man drückt dadurch etwas anderes aus.
Ein Beispiel:
Peter ruft, weil er allein in seinem Keller eingeschlossen ist, wo ihn niemand hören kann, wo aber ein Telefonapparat steht, seinen fünf Kilometer entfernt wohnenden Freund Walter an.
Würde man das Wort »an« am Ende vergessen wäre der Satz ...
Peter ruft, weil er allein in seinem Keller eingeschlossen ist, wo ihn niemand hören kann, wo aber ein Telefonapparat steht, seinen fünf Kilometer entfernt wohnenden Freund Walter.
... zwar ebenfalls ein grammatisch völlig korrekter und stilistisch einwandfreier Satz (jedenfalls nicht schlechter als der erste Satz). Aber semantisch wäre er ziemlich unsinnig, weil es sinnlos ist, in einem Keller, aus dem kein Ton nach außen dringt, nach jemandem zu rufen, der fünf Kilometer weit weg wohnt. Noch dazu, wenn in dem Keller ein Telefon steht, mit dem Peter seinen Freund anrufen könnte.
Also: