6

Gestern hat mich mein Sprachgefühl im Stich gelassen und sowohl der Eintrag im Duden als auch in Wiktionary hat mir nicht weitergeholfen.

Ich möchte sagen, dass ich nicht kochen werde/kochen kann, weil ich zu erschöpft bin.

  1. Ich bin zu erschöpft, um zu kochen.
  2. Ich bin zu erschöpft zum Kochen.
  3. Ich bin zu erschöpft für's Kochen.

Ich dachte zuerst Version 1 wäre richtig, aber war dann irritiert, weil um zu ja eigentlich einen Zweck angibt (Vgl. Unterschied zwischen um zu und zum). Also, welche Version ist richtig?

5
  • 5
    Mein Sprachgefühl würde jetzt spontan version 1 wählen, ich kann das aber nicht Wissenschaftlich begründen. Zudem ist v. 1 ja auch die einzige, die Tatsächlich mit dem Verb gebildet wird. Allerdings würder ich eher sagen: Ich bin zu erschöpft, um kochen zu können. Aug 1, 2016 at 9:12
  • 1
    ... als dass ich kochen könnte ;)
    – Carsten S
    Aug 1, 2016 at 14:40
  • @Carsten S, daran hatte ich bisher gar nicht gedacht. Das ist gut!
    – Iris
    Aug 1, 2016 at 14:43
  • Wenn Du Dich besonders gestelzt ausdrücken möchtest ;). Ansonsten ist 1auf jeden Fall geläufig: youtu.be/HkVPQSluUAM
    – Carsten S
    Aug 1, 2016 at 22:55
  • 1
    Ich habe an keiner der drei Versionen etwas auszusetzen. Lediglich »für's« müsste durch »fürs« ersetzt werden: duden.de/rechtschreibung/fuers Aug 3, 2016 at 15:09

2 Answers 2

5

Meiner Meinung nach ist Version 1 die beste und richtige Variante. Laut Duden

leitet [um] (manchmal weglassbar) einen konsekutiven Infinitiv oder Infinitivsatz ein

Bei "Ich bin zu erschöpft, um zu kochen." handelt es sich auch deutlich um einen konsekutiven Infinitiv: Die Folge der Erschöpfung ist die Unfähigkeit zu kochen.

Außerdem führt Duden folgenden Beispielsatz zur oben genannten Bedeutung an:

er ist zu krank, um zu verreisen (als dass er verreisen könnte, wollte, dürfte)

Dieser Satz ist wohl unbestreitbar mit dem Satz aus Version 1 vergleichbar.

Version 2 und 3 sind zwar verständlich, klingen aber für mich nicht standardsprachlich. Ich kann auch zu "für" in Duden keine Bedeutung finden, die konsekutiv wäre und "zum" klingt für mich hier einfach nur falsch, schließlich ist es die Kurzform für "zu dem", was hier wirklich nicht passt.

2
  • 2
    Ich habe 2 Jahre in Vorarlberg, Österreich gewohnt, und dort hört man viel häufiger "... zum Kochen" als ".. um zu kochen". Ich würde nicht sofort sagen, dass es "falsch" ist! Aug 3, 2016 at 13:02
  • @Ed_4434 Vorneweg: Ich bin gebürtiger Vorarlberger. "Zum" ist einfach das Vorarlberger Dialekt Wort zu "zu" und wird deshalb sehr häufig verwendet. Trotzdem interessant, dass das "um" einfach verschwindet. Aber nur weil man etwas in Vorarlberg sagt, würde ich wirklich noch lange nicht sagen, dass es nicht "falsch" ist.
    – idmean
    Aug 3, 2016 at 13:10
-4

Also, schauen wir uns das mal an:

Version 1…

… ist ein so genannter „um-zu-Satz“. Er sollte sich 1:1 in einen Finalsatz übersetzen lassen. Das wäre dann: „Ich bin zu erschöpft, damit ich koche.“ Wie du siehst, macht das absolut keinen Sinn.

Diese Version ist demnach falsch, wird aber umgangssprachlich verstanden.

Version 2 und 3…

…sind die grammatikalisch korrekten Versionen und sprachlich identisch. Beide Sätze benutzen ein Präpositionalobjekt. Welche Präposition verwendet wird, ist egal - du hast aber selber festgestellt, dass du alternativ auch zu einem Finalsatz neigen würdest, weshalb die Präposition „zu“ natürlicher zu sein scheint.

Version 3 ist indes in anderer Hinsicht falsch, denn das Apostroph kommt im Deutschen nur als Auslassungszeichen von Teilen eines Wortes vor (z.B. „einen“ → „'nen“), nicht bei zusammengezogenen Wörtern.

6
  • 2
    "für's" ist kein Genitiv-s, sondern da wurde das "das" ausgelassen. Daher finde ich das Apostroph da völlig richtig.
    – Robert
    Aug 1, 2016 at 21:28
  • 5
    "um zu kochen" ist kein um-zu-Satz nach der Wikipedia-Definition: um zu kochen ist nicht das Ziel, sondern die bereits erfüllte Bedingung. "Das Wasser ist zu kalt, um darin zu schwimmen", "Er ist nicht alt genug, um Bier zu trinken." In all diesen Fällen klappt der Umbau mit "damit" nicht, aber die Sätze sind meiner Meinung nach trotzdem korrekt.
    – Robert
    Aug 1, 2016 at 21:34
  • 2
    @Robert, mit dem Apostroph hat Dominik völlig recht. duden.de/rechtschreibung/fuers
    – Carsten S
    Aug 2, 2016 at 12:59
  • @CarstenS Hm, guter Einwand! Ich hätte da ein Apostroph erlaubt. duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/apostroph scheint nicht völlig abgeneigt, aber ohne sieht es besser aus. Danke!
    – Robert
    Aug 2, 2016 at 15:53
  • @Robert Ja, dass das deiner Meinung nach richtig ist, mag sein. Die Frage war aber, was grammatikalisch korrekt ist, und da kennt die deutsche Hochsprache um-zu-Sätze nun einmal nur als Finalsatz. Wenn du dieser Auslegung widersprechen möchtest, dann bringe doch bitte eine Quelle an, die die Konstruktion mit um zu in deinen Beispielsätzen erlaubt. Aug 2, 2016 at 19:03

Your Answer

By clicking “Post Your Answer”, you agree to our terms of service and acknowledge you have read our privacy policy.

Not the answer you're looking for? Browse other questions tagged or ask your own question.