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Mit dem Substantiv »Fut« bezeichnet man in Österreich auf sehr grob-abwertende Art das Geschlechtsorgan einer Frau. Es ist ein Wort aus der Gossen-Sprache, wird auch als grobes Schimpfwort benutzt, und ist eines der abwertendsten und schmutzigsten Worte, die ich kenne.

Nun trat aber vor wenigen Tagen die seit 25 Jahren in Österreich lebende, aber in Deutschland geborene Schauspielerin Elke Winkens in einer humorigen Talkshow in einem österreichischen Privatsender auf. Bei dieser Gelegenheit erzählte sie, dass ihr Spitzname, als sie noch ein Kind war und in Deutschland lebte,

Entenfut

war. Auch ihr Vater nannte sie so, und rief sie - wie Frau Winkens erzählte - auch einmal bei einer in Österreich stattfindenden öffentlichen Veranstaltung, bei der sie auftrat, mit diesem Kosenamen, was unter den anwesenden Gästen für großes Befremden sorgte.

Frau Winkens ging in der Talkshow auf den Bestandteil »Ente« in ihrem Kosenamen nicht weiter ein, hob aber ausdrücklich hervor, dass das Wort »Fut« in der Gegend, wo sie aufgewachsen ist (ihre Familie lebt laut Wikipedia in Hückelhoven), »Hinterteil« bzw. »Gesäß« bedeuten würde, und dass man dort nichts dabei fände dieses Wort auch in der Öffentlichkeit und offenbar auch in der Familie zu verwenden (immerhin wurde sie, als sie noch ein Kind war, von ihrem Vater so genannt).

Da auch Wiktionary und Duden das Wort »Fut« nur als vulgäre Bezeichnung der Vulva kennen, interessiert mich nun, wo im deutschen Sprachraum das Wort »Fut« überhaupt bekannt ist, und was es dort jeweils für eine Bedeutung hat.

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    Naja, bei 'ner Ente ist das Eine und das Andere ja mehr oder weniger dasselbe...
    – tofro
    Nov 23, 2016 at 20:00
  • 2
    Vielleicht liegt die Erklärung in der Tatsache, dass ihre Mutter Holländerin ist? Oder darin dass es eine HUMOR-Talkshow war? Ansonsten ist der Wortstamm für dieses Wort sehr sehr alt und in den meisten germanischen Sprachen vorhanden
    – Beta
    Nov 23, 2016 at 20:09
  • 1
  • 1
    Der Schwabe/Alemanne sagt "Fiedle" fürs Gesäß. Zumindestens sprachlich ähnlich. Und er meint u.U. auch "Beides" damit.
    – tofro
    Nov 24, 2016 at 0:01
  • 2
    @vectory Mit der Ausnahme, dass kein einziger Buchstabe und kein einziger Laut übereinstimmt, sind die zwei Worte schon sehr ähnlich.
    – tofro
    Jan 5 at 15:22

4 Answers 4

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Wie die von CarstenS gelinkten Seiten zeigen, bedeutet dieses Wort in der Tat Gesäß, Po. Die am meisten bekannte Schreibweise ist Fott, wie man es aus dem Kölschen kennt. Im Öcher Platt (Aachen) ist es hingegen Futt.

Hückelhoven liegt geographisch näher zu Aachen als Köln, der dortige Dialekt ist also sehr wahrscheinlich dem Öcher Platt näher. Da ich selbst aber aus einer anderen Richtung stimme, kann ich dies nur annehmen. Ich halte es aber für sehr plausibel.

Das Wort gehört ausschließlich zu meinem passiven Wortschatz (ich verstehe beide Dialekte, Kölsch und Öcher Platt, spreche aber keines aktiv), und interpretiere das Wort (insbesondere ohne Kontext) immer als Gesäß, Po. Dennoch ist mir auch die dir vertraute Bedeutung bekannt, die — zumindest meiner Auffassung nach — aber im Vergleich der beiden Bedeutungen recht hohen Seltenheitswert hat. Ich kann nicht mal mit Gewissheit sagen, ob Futt als Bezeichnung des weibl. Geschlechtsorgan überhaupt Bestandteil der ripuarischen Dialekte ist.

Auf jeden Fall bedeutet Futt bzw. Fott (und mögliche andere Abweichungen in anderen Dialekten, mir ist noch Fött bekannt oder insbesondere Föttche / Föttchen) in den ripuarischen Dialekten Gesäß, Po. Und ist natürlich nicht mit fott zu verwechseln, was fort bedeutet.

Fott oder Föttche: Ja, es ist ein Körperteil. Nein, es ist nicht so etwas Unanständiges, wie Nicht-Rheinländer jetzt vielleicht denken. Die Fott ist auf Kölsch nichts anders als der Hintern, und wer im übertragenden Sinn "op es Föttche gefalle" ist, der wäre hochdeutsch ebenso bildlich auf die Schnauze gefallen. QUELLE

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  • 1
    Auf Schwedisch haben wir das alte und jetzt nicht mehr gebrauchte Wort "Hundsfott", das angeblich aus dem Niederdeutschen oder Holländischen eingeleiht worden ist. Die Bedeutung ist aber genau dieselbe wie sie der OP sie beschreibt: die äussere Geschlechtsorgane von einer Hündin, und wurde auch als grobes Schimpfwort verwendet. Ich finde dies komisch weil wir ja das Wort gerade von den nördlichen deutschen Sprachraum haben. Da müsste es sich historisch die Bedeutung in den Regionen zu denen Em1 referiert, verschoben haben.
    – Beta
    Nov 24, 2016 at 9:35
  • @Beta de.wikipedia.org/wiki/Hundsfott_(Schimpfwort)
    – Em1
    Nov 24, 2016 at 10:09
  • Und am Rande erwähnt gibt es noch das Stippeföttche.
    – Em1
    Nov 24, 2016 at 10:09
  • 1
    Ich denke das Wort Fotze stammt auch daher. Nov 25, 2016 at 6:46
  • Die Frage erinnert mich (aus Hessen) an meine Oma (aus Westfalen): Wir diskutierten mal über die Bedeutung von "Fut/Futt/Fott" (Schreibweise unklar). Sie sagte, das ist "hinten", ich sagte, das sei "vorne". In Westfalen kann also wohl tatsächlich "der Hintern" gemeint sein. Detlef Steves sagte in der vox-Serie "Ab in die Ruine" im Hinblick auf eine Heizung im Dachboden einmal "Ich möchte meinen Dachboden ausbauen und da ne warme Fott haben". Klingt für mich ebenfalls nach "Hintern".
    – PerlDuck
    Nov 25, 2016 at 20:54
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Ich bin gebürtiger Aachener und kenne "Futt" in der Tat als "Hinterteil". Bezüglich der "Entenfut" scheint mir aber noch etwas anderes wesentlich: In Aachen sagt man: "dee wackelt wie en Entenfutt". Ich erinnere mich, zumindest im Rheinland auch die hochdeutsche Variante "der wackelt wie ein Entenschwänzchen" gehört zu haben; weiter verbreitet scheint mir die Variante "wackeln wie ein Lämmerschwänzchen" zu sein. Das würde darauf hindeuten, daß Frau Winkens als Kind vielleicht etwas zur Hyperaktivität neigte. Jedenfalls war der Spitzname zärtlich gemeint, und hatte keine herabsetzende oder obszöne Konnotation.

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  • Seit Donald Duck's "Aua mein Bürzel !" kenne ich das Fachwort für diesen markanten Teil der Ente. Und (reale) Enten wackeln ja wirklich ständig, v.a. mit ihrem Heckteil. Es ist kein wedeln mit den Schwanzfedern, genaugenommen. Es ist nicht obszön, stimmt, aber es hat eine andere Konnotation als Lämmerschwänzchen oder Espenlaub. Aachen, Entenhausen, Basel: "Äntefudi" macht Sinn (ich habe es aber noch nie gehört).
    – user41814
    Apr 30, 2020 at 7:35
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Ich komme aus Düsseldorf und für mich ist die Futt ganz klar der Hintern!

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Ich kenne den Begriff des Füdli (bei uns innerfamiliär als Pfüdli ausgesprochen) für den Po/Schließmuskel.

Ich sehe bei Wikipedia, dass dies ein Begriff aus der Schweiz ist. Wie der in unsere nürnberger/hannoveraner Mischfamilie gekommen ist, kann ich nicht wirklich sagen.

Ich habe aber Füdli immer als Verkleinerungsform wahrgenommen. Somit könnte ich mir vorstellen, dass es einen Fud/Fut/Futt gibt, der zu dieser Verkleinerung geführt hat.

Aber das alles entspringt keinem Etymologiewörterbuch.

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  • Ich habe Quellen gesehen, die sagen, dass das "li" ursprünglich keine Verkleinerungsform ist, sonder von "Loch" kommt.
    – Carsten S
    Nov 24, 2016 at 12:55
  • Zu "Füdli", schweizerdeutsch "Hinterteil": Ich hatte mal einen Schweizer Chef, der Sprachwissenschaftler war, für den war "Füdli" eindeutig eine Diminutivform. Die Verbindung zu "Loch" scheint mir ausgeschlossen: Erstens von der Lautentwicklung her, und zweitens: was würde das denn für die vielen Schweizer bedeuten, die Bünzli, Bürkli, Füssli oder ähnlich heißen? Apr 30, 2020 at 4:29
  • Das ist eine seltsame Form zwischen "Fudi" und "Füdeli". Es gibt auch das vergröbernde "Füdle". Das Wort wächst gewissermassen mit dem Sprecher, und beide verändert sich. Ausser "uffs Füdle gheit" (auf den Hintern/A. gefallen, am besten i. ü. S.) ist das ein Kinderwort - und Kinder wissen ja nicht den Unterschied zwischen links und rechts.
    – user41814
    Apr 30, 2020 at 6:56
  • "Ich hatte mal einen Schweizer Chef..." Also mich interessiert diese Anekdote. Erinnert mich an eine gewissen Schweijk, der ein tschechisches Wort eines anderen so hübsch übersetzt hat: "Milatschek, das ist wie: Herr Feldwebel !"
    – user41814
    Apr 30, 2020 at 7:56

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