Twitter und Facebook sind seit Jahrzehnten die ersten größeren Subräume für sprachliche Entwicklung in einem geschlossenen Raum (d. h. hauptsächlich genutzt von jüngeren Leuten bzw. verlinken sich bestimmte Altersgruppen thematisch sehr stark kommunikativ darin). Davor mussten sprachliche Entwicklungen eigentlich immer von einer Mehrheit, Branche oder größeren Altersschicht getragen werden, damit sie nachhaltig fruchten und sich z. B. bestimmte Wörter/Phrasen durchsetzten. Oft eben aus der amerikanischen Kultur stammend. Das würde deine These stützen. Ich würde sagen, dass die Jugendkultur und -sprache in den 80 und v. a. in den 90ern von Anglizismen beeinflusst wurde und es aufgrund der kommunikationstechnologischen Entwicklungen im letzten Jahrzehnt wirklich Tendenzen in spez. Bevölkerungsschichten und Altersgruppen gibt und geben kann, dass z. B. deutsche Jugendsprache und Wortschöpfung Anglizismen verdrängen in ihrem Bereich, während es in meiner Jugend eher "cool" war Anglizismen zu nutzen. "Cool" ist anscheinend mittlerweile wieder out, die Kids sagen jetzt "swag".
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,801863,00.html
http://woerter.germanblogs.de/archive/2011/02/23/jugendsprache-die-10-besten-begriffe-und-ihre-uebersetzung.htm
Ob Anglizismen von anderen Anglizismen verdrängt oder überlagert werden oder wirklich durch deutsche Wortschöpfungen ersetzt werden, ist sicherlich eine spannende Frage. Hab ich jetzt auf die Schnelle auch nicht viel gefunden. Könntest du mal eventuell bei linguistics.SE fragen oder bei Kultur- und Kommunikationstheoretikern googlen. Wenn es den Effekt gibt, sollte er ja auch in anderen Sprach- und Kulturkreisen auftreten (kulturelle Entwicklungen werden sehr oft technologisch und systemisch getriggert), dann hast du bei ling.SE evtl. mehr Erfolg. Aufgrund der Verlagerung der Kommunikation ins Digitale müsste sich das ja auch messen lassen, wenn man die Kommunikation im heutigen deutschsprachigen Internet und dem Ende der 90er vergleicht. Selbst das mögliche Faktum, dass die Wortschöpfungsrate in der deutschen Jugendsprache gegenüber den 90ern zugenommen hätte, wäre ja schon ein Indiz, dass diese Kommunikationstechnologien die "Eigenvitalität" und Abgeschlossenheit der deutschen Jugendsprache bestärkt. Es gab ja auch in den 90ern gar kein großes dt. Internet mit vielen dt. Inhalten, das Netz wurde Englisch geboren und die Bildungselite hat die Anglizismen aufgesogen. Heute kann ja Hinz und Kunz ein Forum oder Blog installieren und Autor werden.
Wie gesagt, in der Jugendsprache wäre der Effekt imho am größten, wenn existent. Aber es scheint auch gegenläufige Trends zu geben in der oberen Altersschicht (Generation Golf), "Public Viewing", "Handy", Scheinanglizismen oder schlechtes Denglisch, wie man es eben nennen möchte. In der Wissenschaft nehmen imho Anglizismen deutlich zu.
http://www.goethe.de/ges/spa/siw/de4889778.htm
http://www.goethe.de/lhr/prj/mac/msp/de1401743.htm
PS: und Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix ;)