Ich habe gerade den Wikipedia-Artikel über die V2-Stellung gelesen. Darin wird nachvollziehbar behauptet, dass in deutschen Sätzen (zumindest in Kernsätzen) das finite Verb immer das zweite Feld des Satz besetzt. Am Ende des Abschnittes Abgrenzung vom Wortstellungsmuster SVO steht aber dieser Satz:
Hans (S) Äpfel (O) kaufen (V) zu lassen … wäre leichtsinnig.
Dieser Satz dient als Beispiel dafür, dass infinite Verbformen (hier: »kaufen«, »lassen«) niemals das zweite Feld besetzen können. Die Bezeichnungen (S), (O) und (V) legen nahe, dass die unmittelbar davor stehenden Wörter Subjekt, Objekt bzw. Verb sind.
Demzufolge wäre Hans das Subjekt an Position 1, Äpfel ein Objekt an Position 2 und kaufen ein (infinitives) Verb an Position 3, womit offenbar belegt werden soll, dass das infinitive Verb eben nicht an Position 2 stehen kann.
Das scheint mir aber ein Wurm drinnen zu sein.
- Hans ist nicht das Subjekt des Satzes, denn Hans steht im Akkusativ und kann daher kein Subjekt sein: »Wen Äpfel kaufen zu lassen wäre leichtsinnig?«
- Der Satz enthält ein finites Verb: »wäre«. Wenn schon kaufen auf Position 3 steht, kann das nachfolgende »wäre« nicht die Position 2 inne haben, die ihm als finites Verb aber zustünde.
Man kann aber postulieren, dass »wäre« die Position 2 einnimmt. Dann steht auf Position 1 diese ganze, aus 5 Wörtern bestehende Phrase:
{Hans Äpfel kaufen zu lassen} = Position 1
Meine Fragen:
- Ist das so? (Steht an Position 1 eine Fünf-Wort-Phrase?)
- Bilden diese fünf Wörter gemeinsam das Subjekt des Satzes?
- Was ist von den Bezeichnungen (S), (O) und (V) im Original-Satz im Wikipedia-Artikel zu halten?