Im Osten Österreichs (wahrscheinlich auch weiter westlich, und möglicherweise auch in Bayern) werden im Dialekt Nebensätze gerne mal mit »der was«, »die was« oder »das was« eingeleitet. Auf ein erstes Relativpronomen (der, die, das) folgt also unmittelbar noch ein zweites (was).
Beispiele:
Der Thomas ist der dort drüben, der was sich gerade die Schuhe zubindet.
Das ist die Lisa, die was ich beim Töpfern kennengelernt habe.
Naja, zum Glück gibt's das auch bei Billa, sein gutes Fleisch, das was zu 100 % aus Österreich ist.
Das letze Zitat stammt übrigens aus einer Fernsehwerbung, die vor einigen Jahren in Österreich ausgestrahlt wurde, und wegen dieser das-was-Phrase die Gemüter im Lande erhitzt hat. (Dass der ganze Spot in einer Mischung aus Hochdeutsch und Wiener Dialekt gesprochen wurde, hat jedoch niemanden gestört.) Nach einigen Wochen wurde der Spot durch eine Version ersetzt, die ohne das »was« im letzen Satz auskam, sonst aber genau gleich war.
Diese Konstruktion hört man relativ oft. Sie zu verwenden gilt aber unter denen, die diese Konstruktion ablehnen, als untrügliches Kennzeichen für eine Herkunft aus bildungsfernen Schichten. Trotz dieser Stigmatisierung hält sich diese Konstruktion aber äußerst stabil unter Dialektsprechern. Unbestritten ist aber, dass es sich dabei um keine standardsprachliche Konstruktion handelt.
Ich frage mich nun schon seit längerem, wie alt diese Konstruktion ist, wie sie entstanden ist, und warum man sie nur im Süden kennt. Ich halte zwei Varianten für möglich, die aber nur die Verbreitung, nicht aber die Entstehung erklären könnten:
- Die Verwendung von zwei Relativpronomen war (zumindest in dem Gebiet, in dem Hochdeutsch gesprochen wurde) die ursprüngliche Art Relativsätze zu bilden. Weiter im Norden, wo Niederdeutsch (heute nur mehr als Plattdeutsch erhalten) gesprochen wurde, war das aber unüblich. Als sich Hochdeutsch nach Norden ausdehnte und Niederdeutsch fast vollständig verdrängte, wanderte aber die Art, nur ein Relativpronomen zu verwenden, in die Gegenrichtung, so dass schlussendlich im gesamten hochdeutschen Sprachraum die Verwendung von »was« in dieser Konstruktion als falsch angesehen wurde, und lediglich in den bayrischen Dialekten erhalten blieb.
- Ursprünglich wurde sowohl in den hochdeutschen als auch in den niederdeutschen Regionen nur ein Relativpronomen verwendet. Später kam es aber im Süden des deutschen Sprachraums in Mode, auch noch ein »was« einzufügen.
Beide Versionen lassen aber die entscheidende Frage offen:
Wie kam es überhaupt dazu, dass zwei Relativpronomen hintereinander verwendet wurden?