Ja, daran solltest du dich gewöhnen. Diese Art, das Präsens zu verwenden heißt historisches Präsens. Es ist ein Stilmittel, das genau in solchen Fällen wie in deinem Beispiel gerne verwendet wird.
Der Kontext (z.B. Jahreszahlen) macht dem Leser eindeutig klar, dass hier ein Ereignis aus der Vergangenheit beschrieben wird. Das Präsens wird gewählt, um die Schilderung emotional näher an den Leser heranzuführen.
Es handelt sich übrigens dabei nicht, wie in einem Kommentar erwähnt, um einen Zeitzeugenbericht. Ein Zeitzeuge ist jemand, der bei dem Ereignis selbst dabei war. Um das Präsens verwenden zu dürfen, müsste der Zeitzeuge das Ereignis aufschreiben während es gerade geschieht. Das ist selten. Auch Zeitzeugen schreiben ihre Erlebnisse meist erst später auf (Stunden oder Tage danach), was das Präteritum erforderlich machen würde.
Das historische Präsens kann man aber auch für Ereignisse verwenden, bei denen ganz sicher kein Zeitzeuge dabei war:
Aus dem Urknall entsteht zunächst ein völlig opakes Universum. Erst nach etwas weniger als 400.000 Jahren beginnt es durchsichtig zu werden.
Der Behauptung des Fragestellers widersprechend gibt es das historische Präsens auch in Englisch, es heißt dort historical present und wird auch genau so verwendet, wie hier beschrieben. Viele andere Sprachen kennen dieses Stilmittel ebenfalls.