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Häufig werden Adjektive durch bestimmte Wörter nochmal bekräftigt, z. B. »Er ist stinksauer.« oder »Er ist stinkreich.« Seltsam aufgefallen ist mir aber ein anderer Verstärker: Furchtbar hat eigentlich eine eher negative Bedeutung und wird trotzdem mit positiven Adjektiven verbunden:

Ich bin furchtbar glücklich.

Ich bin furchtbar entspannt.

Das ist furchtbar nett.

Woher kommt also dieser Gebrauch von furchtbar?

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    Stinken, wie in stinkreich hat auch eine eher negative Bedeutung. Sep 2, 2017 at 18:28
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    @userunknown Stimmt, aber sauer und reich meint in diesem Fall auch nichts Positives. Ferner erscheint mir eine Verbindung von stinken und glücklich eher schwierig.
    – Devon
    Sep 2, 2017 at 18:34
  • 1
    Dass reich nichts positives bedeutet wäre aber das Neueste. Man kann auch ein Schweineglück haben und scheißfreundlich sein, analoger Fall. Sep 2, 2017 at 18:43
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    @userunknown: Wenn man jemanden als stinkreich oder scheißfreundlich bezeichnet, möchte man den Reichtum bzw. die Freundlichkeit wohl in der Tat nicht positiv hervorheben, auch wenn diese Eigenschaften normalerweise positiv besetzt sind. Sep 2, 2017 at 20:06
  • 1
    @O.R.Mapper: Gut, bei "scheißfreundlich" klingt mit, dass es eine aufgesetzte Freundlichkeit ist, eine geheuchelte. Beim Reichtum ist das aber nicht der Fall. Stinkreich kann man jmd. bezeichnen, den man aufrichtig beneidet und dem man großen Respekt entgegenbringt. Sep 3, 2017 at 3:44

3 Answers 3

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Es ist eine normale Entwicklung, dass negativ besetzte Wörter gewissermassen als Kraftaftausdruck zur Verstärkung verwendet werden, und zwar auch im positiven Sinn. Am Anfang mag ein schockierender Effekt mitspielen, wie ihn die Jugendsprache sucht, aber mit der Zeit können solche Wörter Eingang in die allgemeine Sprache finden und dermassen verblassen, dass die ursprüngliche Bedeutung vergessen geht. Ein paar Beispiele:

  • “f**king awesome”
  • «huereguet» – wörtlich ‘Huren-gut’, in der Schweiz geläufig
  • «schandbar gut» – (altmodisches) Verstärkungswort in der Schweiz, mittlerweile derart verblasst, dass man keinen Zusammenhang zum Wort «Schande» mehr erkennt und es als völlig harmloses «schampar» auffasst
  • «sehr gut» – die ursprüngliche Bedeutung ‘wund, krank’ ist völlig verblasst, ausser in Wörtern wie «versehrt» oder in englisch “sore”.

Siehe auch:

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    Interessant, die ursprüngliche Bedeutung von sehr war mir auch nicht bekannt. Aber wie hat sich furchtbar eigentlich durchgesetzt und nicht z. B. grauenhaft?
    – Devon
    Sep 2, 2017 at 18:41
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    @Devon: Über Details des Sprachwandels kann man nur philosophieren.
    – mach
    Sep 3, 2017 at 8:26
  • @Devon. - Fragen mit "warum" in Bezug auf Sprachen sind sowieso immer Fragen, die ins Philosophieren münden. Sep 4, 2017 at 7:48
  • Ein Vorschlag steht in meinem Antwort.
    – fdb
    Jun 29, 2021 at 11:16
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It's literally the same as "terribly" in English. Even though it's rooted in the word "terrible", it's often used in the sense of "VERY".

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  • Also works with "ужасно" in Russian!
    – Photon
    Jun 29, 2021 at 17:10
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Curiously, Grimm & Grimm & al., Deutsches Wörterbuch, s.v. „furchtbar, adv.“ (fascicule published in 1869) does not have one single quotation for "furchtbar" in the meaning “sehr”; all of the quotations imply actual “fear” of one sort or another. On the other hand, the CNRTL site has citations for “terriblement” in the sense « extrêmement » as far back as 1375. One might take this as suggesting that the German usage of “furchtbar” as a mere intensifying adverb is a fairly recent calque on French.

https://www.dwds.de/wb/dwb/furchtbar#furchtbar

https://www.cnrtl.fr/etymologie/terriblement

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