In einer anderen Frage habe ich bereits gefragt, ob die Phrase »etwas wird kaputt« gutes Deutsch ist. (Die ähnliche Phrase »etwas geht kaputt« scheint ja im gesamten deutschen Sprachraum gängig zu sein.)
Hier möchte ich aber wissen, warum in dieser Phrase ausgerechnet das Verb gehen das Verb »werden« verdrängt hat. Bei der Suche nach ähnlichen Beispielen fiel mir nur das ein:
Meine Schlüssel gingen verloren.
Die Krise geht vorbei.
(In einigen österreichischen Dialekten gibt es auch noch die Phrase »etwas geht tschari« (Danke, Takkat, für diesen Hinweis!), die man am ehesten mit »etwas verfällt« oder »etwas geht den Bach runter« wiedergeben kann: »Die XY-Bank wäre fast tschari gegangen, wenn die EU sie nicht gerettet hätte.« In anderen Gegenden scheint es auch die mir unbekannte Phrase »etwas geht hops« zu geben. Ich bleibe hier aber lieber bei standarddeutschen Phrasen.)
Interessant ist, dass kaputt, verloren und vorbei zu verschiedenen Wortarten gehören:
kaputt
AdjektivWarum gibst du mir ein kaputtes Handy?
verloren
Partizip, also ein Zwitter zwischen Verb und AdjektivVerb: Ich habe gestern mein Handy verloren.
Adjektiv: Das verlorene Handy lag unter dem Tisch.vorbei
Adverb (lokal oder temporal)lokal: In der Menge sah Monika an ihm vorbei und nahm ihn gar nicht wahr.
temporal: Du bist zu spät, die Vorstellung ist schon vorbei.
Alle drei Wörter kann man adverbiell verwenden, also als Ergänzung des Prädikats, dessen Verb eine Form von sein ist. Dadurch entsteht ein Zustandspassiv:
Das Handy ist kaputt.
Die Schlacht ist verloren.
Das Fest ist vorbei.
Trotzdem wird in diesen drei Fällen der Vorgangspassiv (von regionalen Ausnahmen abgesehen) nicht wie sonst üblich mit werden, sondern mit gehen gebildet:
Das Handy
wirdgeht kaputt.
Die Schlachtwirdgeht verloren.
Das Festwirdgeht vorbei.
Warum ist das so? Warum verwendet man hier ausgerechnet das Verb »gehen«, und nicht ein anderes Verb?