Meine Landsleute haben am 15. Oktober bei der österreichischen Nationalratswahl jene Partei auf Platz 1 gewählt, die derzeit von dem erst 31-jährigen Außenminister Sebastian Kurz angeführt wird. Sebastian Kurz wird, wenn er tatsächlich Kanzler werden sollte (was äußerst wahrscheinlich ist) der jüngste Regierungschef der Welt sein. In den vergangenen Jahren fiel er bereits durch seinen Tatendrang und viele unkonventionelle Ideen auf.
Mancherorts erzählt man sich sogar, er könne Blinde sehend machen und über Wasser gehen. So jemanden, dem man einfach alles zutraut (ob zurecht oder nicht sei dahingestellt), nennt man in Österreich einen »Wunderwuzzi«.
Ein Wuzzi ist eigentlich ein flinker kleiner Wicht. Viele männliche Hunde, vor allen kleinerer Rassen, tragen in Österreich den Namen Wuzzi. Wenn dann so ein kleiner Wuzzi auch noch Wunder wirken kann (oder wenn man es ihm zumindest zutraut), dann ist das eben ein Wunderwuzzi. Diese Bezeichnung ist halb bewundernd, aber auch halb ironisch gemeint. Ich kenne niemanden, auf den diese Bezeichnung besser passt, als auf den »Basti«, wie er sich auch gerne nennen lässt.
Der Duden kennzeichnet das Wort Wunderwuzzi als »österreichisch umgangssprachlich«, Wiktionary hat dazu gar keinen Eintrag, und die Google-Suche nach »DWDS Wunderwuzzi« spuckt als ersten Treffer »DWDS – Tausendsassa« aus, was einigermaßen als Synonym durchgeht. (Ein Wunderwuzzi ist klein oder jugendlich, was der Tausendsassa nicht unbedingt sein muss.)
Ich frage mich nun, ob das Wort Wunderwuzzi auch in Deutschland bekannt ist. Ich stelle diese Frage, weil der britische Sender BBC in seiner Berichterstattung über die österreichische Nationalratswahl zu meiner Überraschung sehr wohl dieses Wort verwendet: Hier und hier.
Sogar die Süddeutsche Zeitung titelte, allerdings schon vor dreieinhalb Jahren: »Wunderwuzzi auf der Weltbühne«.