Anfang 2016 habe ich eine größere Zahl an Sprachleitfäden (überwiegend aus dem behördlichen und akademischen Umfeld Deutschlands, Österreichs und der Schweiz) für diesen Bereich gesammelt und teilweise ausgewertet. Sie enthielten u.a. diese Attribute und Phrasen im (Unter-)Titel:
- gerecht: geschlechtergerecht (mit Abstand am häufigsten verwendet), gendergerecht
- sensibel: geschlechtersensibel, gendersensibel
- nicht-sexistisch (eher ältere Beispiele)
- nicht-diskriminierend (dito)
- inklusiv (v.a. wo es auch um Begriffe für Minderheiten geht)
- fair
- modern (selten)
- sprachliche Gleichbehandlung, sprachliche Gleichstellung
- Gender-Mainstreaming
- Sprachhandeln
Was ich nicht oder zumindest nicht an prominenter Stelle gesehen habe, sind Formulierungen und Stichwörter wie diese:
- gendern (eher von Kritikern und Gegnern verwendet, insbesondere in Form von durchgendern), Gendering
- sprachliche Inklusion
- bewusst: geschlechtsbewusst, geschlechterbewusst, genderbewusst
- feministisch, Feminismus
- egalistisch
- aufgeklärt
- vernünftig
- höflich
- verantwortungsvoll
- Respekt, respektvoll
- Anstand, anständig
- Etikette
- Manieren
- Sprachwandel
Am etabliertesten wäre hier also geschlechtergerechte Sprache. Das kann ich aber nicht uneingeschränkt empfehlen. Die Varianten mit gender- oder -sensibel sind sehr ähnlich.
In der sprach- und kommunikationswissenschaftlichen Literatur wird neutral häufig von der feministischen Sprachkritik gesprochen, von akademischen Vertreter(inne)n derselben hingegen eher von feministischer Linguistik (ggf. mit großem F) oder seltener von linguistischem Feminismus. Deren – zu oft – Hypothesen und – zu selten – Erkenntnisse bilden die Grundlage für die erwähnten Leitfäden und Ratgeber, die selten den Status von Vorgaben oder Regeln erreichen. Die empfohlenen Formulierungen sind also angewandte Sprachkritik oder sprachlich gelebter Feminismus.
Unabhängig vom bevorzugen Attribut rate ich von … Sprache ab und empfehle stattdessen … Sprachgebrauch (fachsprachlich: Parole).
Man sollte aufpassen, nicht die Empfehlungen für einen allgemeinen Sprachgebrauch mit dem aktivistischem Sprachhandeln zu verwechseln. Zu letzterem zählt alles, das bewusst den Lesefluss stören soll, um so auf Benachteiligung, Ungleichbehandlung oder Vernachlässigung hinzuweisen – also insbesondere Lücke _
und Sternchen *
, ursprünglich auch die Binnenmajuskel …In
. Ein Grundprinzip der meisten Leitfäden ist, dass der inklusive Sprachgebrauch gar nicht bewusst und vor allem nicht negativ auffallen soll.