Zunächst zur Bedeutung
Die Interpretation der Bedeutung von zielwirksam ist - speziell mit den Beispielsätzen, die in der Frage angeführt sind - eine knifflige Angelegenheit, denn es gibt Probleme auf mehreren Ebenen. Zunächst mal ist die Frage, was der Autor hier mit zielwirksam eigentlich meinte. Dann kommt die Frage, ob er das, was er meinte, mit zielwirksam auch gut ausgedrückt hat.
Versuchen wir einmal, herauszufinden, was der Autor gemeint haben könnte.
In den Beispielsätzen aus der Eingangsfrage kann man zielwirksam durch effektiv ersetzen (wie der Fragesteller ja schon vermutete) und erhält dann allgemeinverständliche Sätze, die auch einen Sinn ergeben.
Zur Frieddialektik gehört ein zweiter Schulungsgegenstand. Hierbei geht es darum, durch Argumentation und Kooperation Sachprobleme effektiv zu lösen.
Warum der Autor nicht einfach effektiv gesagt hat, ist mir allerding ein Rätsel. Vielleicht eine Abneigung gegen sogenannte Fremdwörter? Der Autor hätte auch einfach wirksam sagen können:
Zur Frieddialektik gehört ein zweiter Schulungsgegenstand. Hierbei geht es darum, durch Argumentation und Kooperation Sachprobleme wirksam zu lösen.
Wobei ich zwischen wirksam und zielwirksam keinen Unterschied erkennen kann.1
Wenn man ganz genau hinschaut, wird es allerdings fraglich, welchen Mehrwert sowohl zielwirksam als auch wirksam in diesem Satz überhaut haben. Denn wenn davon die Rede ist, Probleme zu lösen, dann ist die Lösung natürlich immer "wirksam", denn wenn sie nicht wirksam ist, ist sie ja keine Lösung.
[Anmerkung: Auch effektiv hat möglicherweise dieses Problem. Aber anders als im Gegensatzpaar wirksame Lösung vs. unwirksame Lösung (wobei die unwirksame Lösung dann keine Lösung mehr ist), ergibt effektive Lösung vs. ineffektive Lösung eher noch einen Sinn, denn man kann ineffektive Lösung verstehen als "Lösung, die funktioniert, wenn auch nicht so super gut".]
Also könnte man ohne Verlust auch schreiben:
Zur Frieddialektik gehört ein zweiter Schulungsgegenstand. Hierbei geht es darum, durch Argumentation und Kooperation Sachprobleme zu lösen.
Was in meinen Augen von allen bisherigen Sätzen der vernünftigste ist.
Nun zur Polemik:
Man kann zwar nicht behaupten, dass das Wort
zielwirksam
nicht existiert (denn hier steht es ja), jedoch kann man über seine Existenzberechtigung füglich einige polemische Worte verlieren.
Für mich gehört zielwirksam zum Bürokratenjargon (und vielleicht noch zum Ingenieursjargon), genau wie seine finsteren Brüder
zielführend
und
zeitnah
Das sind Wörter, die ich nur aus dem Munde höherer Beamter oder sonstiger administrativer Chefitäten höre, etwa in Fügungen wie Das ist nicht zielführend (womit wohl gemeint ist: "Das nützt nichts, das hilft uns nicht weiter") und Bitte diese E-Mail zeitnah beantworten, wofür ein normaler Mensch ohne Verschwurbelungssyndrom sagen würde: "Bitte antworten Sie möglichst schnell."
Wie immer man zu diesen Begriffen steht, zur Verwendung in Texten, bei denen es auf guten Stil ankommt, sind sie nicht geeignet. Sie sind sozusagen
*stilschädlich
Nachtrag
Inzwischen ist mir aufgegangen, warum feiner besaitete Geister Wörter wie "zeitnah", "zielführend" und "zielwirksam" als etwas zwischen Beleidigung und Vergewaltigung des Sprachempfindens wahrnehmen.
Direktes Zusammenfügen von Substantiv+Adjektiv (oder Partizip) findet man häufiger, wo zwischen den Elementen einen Akkusativ-Beziehung besteht:
fleischfressend - wen oder was? Fleisch!
nestbauend - wen oder was? ein Nest!
eierlegend - wen oder was? Eier!
fruchttragend - wen oder was? Frucht!
spaghettikochend - wen oder was? Spaghetti!
erbgutschädigend - wen? das Erbgut!
Für Verhältnisse im Dativ, Genitiv oder Präposition ist diese Wortbildungsart weniger üblich. Man kann sich natürlich darüber hinwegsetzen, aber dann kommen eben so Sachen heraus wie
zielführend - wohin? zum (!) Ziel führend
Dem Sprachempfinden fehlt dann etwas, nämlich der Dativmarker oder die entsprechende Präposition. Das Widerstreben, solche Wendungen zu akzeptieren, sieht man gut, wenn man versucht, das Prinzip produktiv einzusetzen:
*höllefahrend - zur Hölle fahrend
*bahnhofshaltend - am Bahnhof haltend
*abgrundschauend - wohin? in den Abgrund
Allerdings kann man dem einige Wörter entgegenhalten, die trotz Dativ-Beziehung stilistisch einwandfrei sind:
hasserfüllt - erfüllt mit Hass
sinnentleert - entleert von Sinn
sonnenzugewandt - wem zugewandt? der Sonne!
Das heißt, offenbar gewöhnt man sich mit der Zeit daran.
1) Man sollte allerdings auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass in bestimmten fachsprachlichen Kontexten bestimmte Wörter eine besondere Bedeutung haben, die im Alltagssprachgebrauch nicht erkennbar ist. Zum Beispiel kann einem philosophischen Werk ein harmloses Wörtlein wie "Sein" am Anfang in besonderer Weise definiert sein, die man kennen muss, um den Rest des Buches zu verstehen und nicht für trivial zu halten. Falls dies der Fall sein sollte mit zielwirksam in den Beispielsätzen, falls also zielwirksam bei Fried eine spezifische Bedeutung haben sollte: sorry!