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Es ist recht bekannt, dass sich das geographische Adjektiv Schweizer ganz anders als zum Beispiel deutscher, französischer oder italienischer verhält: Es wird großgeschrieben und es ist unveränderlich (»Trifft eine Schweizer Kuh eine deutsche Kuh …«). Darin ähnelt es Adjektiven, wie sie in der Regel von Städten gebildet werden (Münchner U-Bahn, Kölner Stadtarchiv). In allen mir bekannten Fällen gibt es auch ein »sich normal verhaltendes« Adjektiv, meistens auf -isch.

(Von den Adjektiven sind natürlich die gleichlautenden Substantive zu unterscheiden, die einen Einwohner desjenigen Gebiets bezeichnen. Diese sind nicht Bestandteil dieser Frage, es sei denn, sie sind zur Erklärung wichtig.)

Was genau ist die Herkunft von Formen wie Schweizer; wie wurden sie zum Adjektiv und warum sind sie unveränderlich und werden großgeschrieben?

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  • 1
    Wir hatten das kürzlich. Es gibt eine Rechtschreibregel (§61), dass alle "Ableitungen von geografischen Eigennamen", die auf "-er" enden, groß geschrieben werden. Damit müsste man "Italienischer Expresso" auch groß schreiben.
    – tofro
    Dec 16, 2017 at 18:06
  • @tofro Meinst du das hier? Da wird aber nicht nach der Herkunft gefragt, soweit ich das erkennen kann.
    – Jan
    Dec 16, 2017 at 18:09
  • Ja - Es ist ein ähnliches Thema. Kein Duplikat.
    – tofro
    Dec 16, 2017 at 19:24
  • @tofro Die meisten der entsprechenden Adjektive haben eine Form, die auf "-er" endet: "deutsch" => "deutscher Wein". Die Regel bezieht sich wohl nur auf diejenigen Ableitungen aus geographischen Begriffen, die prinzipiell nur eine Form haben. Dec 16, 2017 at 21:53
  • 1
    @tofro Das muss wohl auch nicht unbedingt in der Regel stehen: Die Grundform des Adjektives "schön/-er/-es/-e" ist "schön" und nicht "schöner". Von daher wird der Schreiber der Regel implizit davon ausgehen, dass sich "deutscher" von "deutsch" ableitet und "deutsch" (ohne "-er") von "Deutschland". Dec 17, 2017 at 5:01

2 Answers 2

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Ursprung dieser Bildung sind Personenbezeichnungen, z.B. Schweizer (gebildet mit derselben Endung, die auch in Wörtern wie Reiter oder Schreiber verwendet wird). Das Adjektiv geht auf den Genitiv plural «(der) Schweizer» zurück. Derartige Adjektive werden also deshalb nicht gebeugt, weil es sich um erstarrte Genitive handelt – und der Genitiv ist bereits ein Kasus und erhält keine weitere Kasus-Endung.

In der älteren Sprache konnte ein solcher Genitiv plural nicht nur vor, sondern auch nach dem Bezugswort auftreten, z.B. zehen Regensburger schillinge oder zehen schillinge Regensburger, vgl. ER (DWB).

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2 mögliche Erklärungen, die u.U. zusammenhängen:

Der Name der Schweiz wurde historisch abgeleitet vom Kanton Schwyz, der wiederum seinen Namen von der Gemeinde Schwyz bekommen hat. Es ist also nicht direkt ein Wunder, dass das zugehörige Adjektiv von der deutschen Sprache so behandelt wird wie ein Städtename. ("Die Schweiz ist ein Dorf").

Die Eigenschaft Schweizer hat es nie zu einem "richtigen" deklinierbaren Adjektiv geschafft, weil diese Position von dem Adjektiv schweizerisch, dass ein vollständig deklinierbares Adjektiv ist, schon belegt ist.

Das wirft natürlich weitere Fragen auf, wie z.B. warum es das Adjektiv berlinerisch erweiternd zur Eigenschaft Berliner (ähnlich zu schweizerisch) gibt, aber kein z.B. "soesterisch" (zumindestens wüsste ich nicht, dass es sowas gäbe) - Das führt aber hier zu weit, weil nicht Bestandteil der Frage.

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