Ich war unlängst sehr überrascht irgendwo (sie) gebärt statt gebiert zu lesen (ja gebiert ist die Form, die mir natürlich erscheint, auch wenn der geschätzte Editor dies wohl ausschloß, was ich mittlerweile verstehe). Dadurch kam es zu einer Diskussion, welche zeigte, dass auch ich mir beim Konjunktiv II etwas unsicher bin. Ich bemühte Google und stieß auf diese Seite über Konjugation des deutschen Verbs gebären. Diese Seite flößt mir schon dadurch wenig Vertrauen ein, daß sie bei verwenden das Partizip verwandt und das assoziierte Präteritum unterschlägt. Dies sind nun wirklich Formen die man kennen muss (und die auch der Duden noch nicht vergessen hat)!
Nach einiger Überlegung bin ich sehr gegen den dort vertretenen Konjunktiv II ich gebäre. Der Grund ist der, dass bei deutschen Verben mit zwei in Frage kommenden Vokalen (welche natürlich nicht willkürlich sind!) meiner Vermutung nach so gewählt wird, dass sich der Konjunktiv II vom Indikativ Präsens unterscheidet (eine Verwechslungsgefahr mit dem Präteritum ist m.E. kaum je gegeben, daher kann man dort Gleichheit zulassen, vgl. sagen). Dies gilt umso mehr als der Konjunktiv II den Konjunktiv I ersetzt, wenn dieser vom Präsens akustisch nicht zu unterscheiden ist. Darum sagt man auch *hülfe, würfe, stürbe und schölte (bei letzterem verzeichnet Verbformen.de an erster Stelle schälte). Ich plädiere demnach für ich geböre, allerdings nicht ohne einen Rest Unsicherheit.
Das Buch Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz schlägt offenbar gleichfalls ich geböre vor, jedoch nur neben ich gebiere!
Was sagen eure Nachschlagwerke, Quellen, oder das gute alte Bauchgefühl?
Edit:
Daß die Formen wie stürbe nicht willkürlich gebildet werden dürfen, ist mir spätestens seit dieser Antwort auf StE sehr bewußt. Ich hätte in diesem Fall das Indiz auf Berechtigung im Partizipialstamm gesehen, analog zu begonnen –> begönne. Eigentlich sollte ich nach älteren Präterita suchen, nur weiß ich nicht, wie man das anstellt.
Edit:
Obwohl Herr Schölnast mich überzeugt hat, daß diese Form nicht mehr in Gebrauch ist, werde ich Texte, in denen sie auftritt, hier aufführen. Es ist überaus bedauerlich, daß sich eine etwaige frühere Vorherrschaft der heute gebräuchlichen Form ob des Zusammenfallens mit dem Indikativ nicht so leicht ergooglen läßt. Ich verspreche dennoch, auch solche alten Beispiele, so ich sie denn finde, getreulich aufzuführen!
e
ab, hier noch eines mit ähnlicher Umlautsituation: schwöre (Präsens) / schwor (Präteritum) / schwüre (Konjunktiv II). Wie man sieht, hat sich auch hier der Umlaut geändert, um sich vom Präsens zu unterscheiden.