Was bedeutet die Schwurformel »so wahr mir Gott helfe«?
Gilt der Eid dann nur, falls Gott dem Eidleistenden hilft? Falls ja, müsste Gott dem Eidleistenden dann nur zum Zeitpunkt des Schwurs helfen, nicht zu lügen? Oder müsste Gott dem Eidleistenden helfen, den Eid nicht zu brechen?
Oder gilt der Eid dann nur, weil Gott dem Eidleistenden hilft? Dies wäre dann das gleiche Konstrukt wie »so wahr ich hier stehe«, oder? Allerdings ergibt letzteres ja nur Sinn, weil es kontrollierbar/sichtbar ist, dass der Sprecher da steht – bei Hilfe durch Gott ist das ja nicht der Fall.
Oder gilt der Eid unabhängig von Gottes Hilfe, aber der Eidleistende schwört auf Gottes Hilfe? Der Eidleistende ist also bereit, fortan auf Gottes Hilfe zu verzichten, falls er den Eid bricht? Diese Bedeutung gibt Heinrich Tischner in der Sprachecke an:
Hier überschneiden sich zwei Gedanken: "Gott möge mir helfen" und "so wahr mir Gott hilft", das heißt: "Ich rufe Gott zum Zeugen an und setze seine Hilfe aufs Spiel, wenn ich meinen Eid nicht halte."