Ein Beamter oder Angestellter einer Behörde kann durchaus so fragen, natürlich in der Sie-Form:
Wie ist Ihr Name?
Das wäre dann sinngemäß eine auf höflich gebürstete Aufforderung:
Bitte nennen Sie Ihren Namen.
In der du-Form ist die Frage im Normalfall ungewöhnlich, aber situativ denkbar. Sie klingt 'amtlich', z.B. könnte ein Polizist, der an einer Schule ermittelt, die Kinder einer Klasse der Reihe nach fragen:
und wie ist dein Name?
Noch höflicher als allein in Frageform wäre der Satz im Jargon eines Verkäufers oder Versicherungsvertreters:
Darf ich um Ihren Namen bitten?
Direkter und fordernder wäre die Kurzversion (Polizist fragt mich nach 'Geblitzt-Werden')
Ihr Name, bitte.
In solchen Fällen wäre es unüblich, die Frage mit 'heißen' zu stellen, es ist eine reine Datenabfrage zum Ausfüllen eines Formulars bzw. zum Füttern einer Datenbank, es sollen Angaben gemacht und nicht eine Beziehung aufgebaut werden. Überhaupt frage ich mich, ob es nicht etwas unhöflich, weil zu direkt und konfrontativ wäre, jemanden Unbekannten in der Sie-Form zu fragen:
Wie heißen Sie?
Die Bitte um diese Information braucht unter Gleichgestellten irgendeine Höflichkeits-Verpackung, z.B.
Darf ich um Ihren Namen bitten?
Früher war man da noch weitaus zimperlicher und kratzfüßiger:
Wie ist / war Ihr werter Name?
oder gar
Wie darf ich Sie ansprechen?
oder man versuchte es augenzwinkernd mit
Würden Sie mir Ihren Namen verraten?
Etwas anders läuft die Situation, wenn man den Namen bereits weiß, aber die Person noch nicht erlebt hat. Typisches Beispiel 'Bewerbungsgespräch':
Sie sind also die Frau / der Herr Knipperdolling.
Wenn man nur vermutet, den Namen zu kennen, kann man fragen
Sind Sie nicht der Herr / die Frau Hackenbusch?
oder
Sie sind doch (bestimmt) (der) Herr / (die) Frau Hackenbusch, richtig?
oder man sagt
Sie müssen (der) Herr / (die) Frau Hackenbusch sein!
In ähnlichen Situationen - Tochter stellt der Familie jemanden vor - wird typischerweise ein vielsagendes 'ich hab schon viel von Ihnen gehört' oder 'von Ihnen hört man ja ganz dolle Geschichten!' angeschlossen.
Darüber hinaus gibt es die Variante einer rhetorischen Frage. Man sagt sie vor allem, wenn man die Person bereits namentlich kennt. Man drückt damit Verwunderung (à la du hier!?) oder eine mehr oder weniger gespielte, ironische Überraschtheit aus:
Wen haben wir denn da?
Dies ist dann nicht als echte Frage, sondern selbstgesprächsartig zu verstehen als 'damit, dich hier zu treffen, hab ich nun wirklich nicht gerechnet.'
Beim Sprechen über Dritte, z.B. unter Kollegen in der Kantine, kann es recht hemdsärmlig zugehen, je nach Region:
ist das nicht die Müller aus der Personalabteilung?
is dat nich dat Müller von ausm Büro?
sag mal, ist das da vorne nicht die Müllersche aus'm Personalbüro?
Auch nach meiner Einschätzung ist es unüblich, in privaten Kontakten die Frage nach dem Namen anders als mit 'heißen' zu formulieren, wenn man sie direkt einem Gegenüber stellt. Ein
Wie lautet dein Name?
klingt in meinen Ohren sehr steif und angestrengt förmlich.
Wenn man über eine dritte Person spricht, kann man auf beide Weisen fragen:
(und) wie heißt er? / wie heißt er denn? / weißt du auch, wie der Mann heißt?
oder
wie ist denn sein Name? / kennst du auch seinen Namen?
Wenn ich mir zwei Burschen vorstelle, denen eine attraktive Frau ins Blickfeld gerät, könnte ich mir Sätze vorstellen wie
Wie, du kennst sie? Was weißt du über sie, wie heißt sie, was macht sie?
Dann wird auch gefragt
Wer ist das? Kennst du sie etwa?
Die Frage kann man in dieser Form auch direkt stellen, z.B. bei einer Reihenabfrage:
(und) wer bist du? / und wer sind Sie?
In der dritten Person erscheint mir das jedenfalls mit 'er' als zu schwerfällig:
??Wer ist er? / Wer ist dieser Mann?
Das würde ich als Frage nach dem Hintergrund und der Herkunft einer Person verstehen.
Kleine Kinder - oder Erwachsene in unernster Absicht - fragt man auch
Hast du auch einen Namen (kleiner Mann)?
Wenn einem ein Name nicht einfällt, fragt man:
Wie war noch gleich Ihr Name?
In der Du-Form gäbe das
Tschuldigung, aber wie heißt du noch mal - tut mir leid, aber ich hab mir deinen Namen nicht gemerkt...
Aber auch
Wie war noch mal dein Name?
oder
Sagst du mir bitte noch mal deinen Namen?
In der dritten Person entsprechend
Wie hieß er noch gleich - jetzt fällt mir doch tatsächlich sein Name nicht ein!
oder
wie war noch gleich sein Name?
Bei Nachfragen, wenn ein Name nicht richtig verstanden wurde, kann man ebenfalls fragen
Wie war der Name (noch mal)? / Wie war noch mal Ihr Name?
Wie man sieht, muss man unterscheiden zwischen
- Du und Sie, allgemeiner: nach der Beziehung
- 'unverstellt' (ganz direkt) und 'höflich'
- erstmaliger oder wiederholter Frage
- beiläufiger oder fokussierter Frage,
sowie nach
- der Situation
- dem Bezug der Frage: Name des 'Gesprächspartners' oder Name einer dritten Person
- der An- oder Abwesenheit des Dritten in der Gesprächssituation, und natürlich
- dem Interesse des Fragestellers an der Person
ganz zu schweigen von magischen Anteilen: Ach wie gut, dass niemand weiß ... Oder, wie heißt es so schön im Lohengrin: Nie sollst du mich befragen...