Die Beispiele können nicht einheitlich betrachtet werden. Es handelt sich um ganz unterschiedliche Erscheinungen. Beispiel 1 enthält nach meiner Ansicht nicht einmal einen Nebensatz.
Beispiel 1: Es gibt Leute, die können keine Nebensätze mehr bilden.
Dieses Phänomen ist weder neu noch ein Beispiel für "Sprachverfall", sondern altbekanntes, klassisches Inventar insbesondere der gesprochenen Sprache (mit bestimmten dialektalen Häufungen). Ob es sich bei solchen integrierten Verbzweitsätzen überhaupt um Nebensätze handelt, ist strittig - die besseren Gründe sprechen m.E. dagegen (und für die Einordnung als Hauptsatz). Recht untypisch für eine Nebensatzkonstruktion wäre insbesondere, dass die Konstruktion nur mit ganz bestimmten Antezedentien funktioniert. Vergleiche etwa falsch: *Es gibt wenige/keine Deutsche, die können überhaupt kein Deutsch. Aber: Es gibt viele Deutsche, die können überhaupt kein Deutsch. Wie dem auch sei - das ist wirklich keine neue Erscheinung. Ich sehe ja auch, dass schon Beispiele aus Grimms Märchen angeführt worden sind.
Weiterführend: Zifonun, Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich : Der Relativsatz, 2001, S. 79 ff.
Beispiel 2: Ich weiß, dass Menschen können vieles machen.
Das Phänomen der Hauptsatzstellung ist mir im Kontext von dass ebenso wie offenkundig auch den anderen bisher Antwortenden nicht bekannt, weder aus der Literatur noch aus dem Alltag. Der Satz erscheint mithin agrammatisch. Zur Herkunft kann ich insofern nichts beitragen.
Es gibt allerdings - darauf hat oben auch ein Kommentator schon hingewiesen - bei einigen wenigen Subjunktoren eine entsprechende Tendenz, Hauptsatzstrukturen einzuleiten, etwa bei weil und obwohl. Beispiel aus dem Kommentar:
Der Elefant geht zum Tümpel, weil, er ist durstig.
Dieses Phänomen aus der gesprochenen Sprache hat sprachwissenschaftlich bereits sehr umfassend Beachtung gefunden, um nicht zu sagen: Die Literatur ist inzwischen kaum noch überschaubar. Am jahrzehntealten Diskurs lässt sich, nebenbei bemerkt, auch erkennen, dass die Erscheinung zumindest so neu nicht sein kann.
Die ganze Konstruktion weist von Nahem betrachtet - und das ist auch der Grund für die Publikationsfülle - eine äußerst komplexe sprachliche Struktur auf. Mitnichten handelt es sich, wie es in der Frage ein Wenig anklingt, um eine Art Alternativform für Leute, die zu dumm sind, um Nebensätze zu bilden. Ein Beispiel: Das weil-mit-Verbzweitstellung-Konnekt (weil-V2-Konnekt) wird nur dann breit akzeptiert, wenn es auf sein externes Konnekt folgt. Also etwa: Der Elefant geht zum Tümpel, weil, er ist durstig. Aber nicht: *Weil, er ist durstig, geht der Elefant zum Tümpel. *Der Elefant, weil, er ist durstig, geht zum Tümpel. Auch eine Einbettung in Interrogativsätze scheidet aus: *Ist der Elefant zum Tümpel gegangen, weil, er ist durstig?
Die Liste der spezifischen semantischen und syntaktischen Bedingungen und Eigenschaften ließe sich noch lange fortsetzen. Ein derartiges Komplexitätspattern deutet im Allgemeinen nicht auf "Sprachverfall" hin. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Bedeutung von V2-Konnekt und VL-Konnekt ganz offenbar nicht identisch ist. Beachte etwa das folgende Beispiel von Antomo/Steinbach (2010):
- Es hat einen Unfall gegeben, weil der Airbag ist aufgegangen.
- Es hat einen Unfall gegeben, weil der Airbag aufgegangen ist.
In (1) wurde der weil-Satz von 35% der Befragten als propositional aufgefasst, von 55% als epistemisch; in (2) wurde er von 72% der Befragten als propositional aufgefasst und von 23% als epistemisch. Soll heißen: (1) vermittelt offenbar den allermeisten, dass nicht etwa das Aufgehen des Airbags den Unfall verursacht hat, sondern dass aus dem Aufgehen des Airbags darauf geschlossen wird, dass es wohl einen Unfall gegeben hat. Bei (2) ist es umgekehrt.
Zusammengefasst: Bereits die unterschiedlichen Voraussetzungen und die komplexen Strukturen verweisen darauf, dass hier nicht einfach bloß "Fehler" gemacht werden. Hinzu kommt: Die Bedeutung ist aus Sprechersicht auch gar nicht identisch.