Eine Ganerbenburg
ist eine meist größere Burganlage, die gleichzeitig von mehreren Familien oder Familienzweigen bewohnt und verwaltet wurde.
Der Duden kennt nur diese Schreibweise.
Sucht man jedoch vermeintlich vertippend nach Ganerburg finden sich relativ erstaunlich viele Treffer. Darunter sind solche, von denen man annehmen müsste, solche Feinheiten zu beachten, zu unterscheiden und korrekt zu verwenden:
So zum Beispiel die Seite des Schlosses Hohenentringen:
Als erster Besitzer wird um 1075 Adalbert van Antringen genannt. Später gehörte die Burg den Herren von Entringen, den Grafen von Zollern, den Markgrafen von Baden, den Pfalzgrafen von Tübingen, den Grafen und Herzögen von Württemberg sowie ab 1877 den Freiherren von Ow. Im 15. Jahrhundert war Hohenentringen eine Ganerburg, das heißt eine von mehreren Familien in Erbengemeinschaft bewohnte Burg mit den Mitbesitzern Herter von Dusslingen, von Stadion, von Güttlingen, von Ehingen und von Wehingen. In der historischen Gaststube befinden sich die Wappen von zwanzig Besitzerfamilien.
Ganerburg geht leichter über die Zunge und flüssiger über die Tastatur als Ganerbenburg, zumal den meisten eine "Ganerbschaft" nicht mehr viel sagen dürfte. Dennoch klingt neben der Trefferzahl im Netz das Wort Ganerburg nicht zu fremd für zum Beispiel mittelalterlichen Sprachgebrauch.
Bei einer Korpussuche über Google-ngrams fällt auf, dass Ganerburg schlicht unerfasst zu sein scheint. Allerdings trifft die auch für Ganerbenburg vor ca 1840 zu und ebenso scheinen beide Begriffe gar nicht in fremdsprachiger Literatur auf.
Bei aller Vorsicht gegenüber solchen Ergebnissen – auch andere Korpora sich für diese Wörter nicht begeistern zu scheinen– : laut ngram-Viewer scheint selbst Ganerbenburg ein anachronistisches Wort zu sein?
Handelt es sich bei Ganerburg um eine weit verbreitete Fehlschreibung oder ist dies ein zulässiges und historisch belegtes Wort?