Das Wortschatzlexikon beschreibt den Spanner als zugehörig zum
Sachgebiet: Maschinenbau, Spezielle Zoologie, Verpackungstechnik
Nennt dann aber unter den Verwendungsbeispielen mit
Einige Zeit später tauchte der Spanner in einem benachbarten Anwesen wieder auf.
Die Bedeutung von Spanner als Voyeur.
Dies ist laut Wiktionary die häufigste, gemäß Duden und DWDS nur die dritthäufigste Bedeutung für Spanner.
Die Suche nach der Etymologie führt über das Verb spannen in verwirrend urgermanische Gefilde:
spannen Vb. ‘etw. straff (an)ziehen, dehnen’, intransitiv ‘zu eng, zu straff sein’ (besonders von der Kleidung), reflexiv ‘straff werden’. Das ursprünglich stark flektierende (reduplizierende) Verb ahd. spannan ‘fesseln, spannen’ (9. Jh.), mhd. spannen ‘dehnen, straff anziehen’, intransitiv ‘sich dehnen, gespannt sein’, asächs. spannan, mnd. mnl. nl. spannen, afries. spanna, aengl. spannan ‘spannen, festbinden, anfügen’ (germ. *spannan) und das schwach flektierende zugehörige Kausativum mhd. mnd. spennen ‘spannen, dehnen’, anord. spenna ‘spannen, festbinden, fügen’, schwed. spänna ‘spannen, schnallen’ (germ. *spannijan) stehen mit Gemination neben dem (in ↗abspenstig, s. d., resthaft erhaltenen) stark flektierenden Verb ahd. spanan (9. Jh.), mhd. spanen ‘locken, reizen, antreiben’, asächs. aengl. spanan, afries. spana (germ. *spanan) sowie der unter ↗Spange (s. d.) abgehandelten Gutturalerweiterung. Diese ein präsensbildendes n aufweisenden Verben lassen sich außergerm. mit griech. spā́n (σπᾶν) ‘ziehen, zerren, reißen, verrenken’, spasmós (σπασμός) ‘das Ziehen, Zuckung, Krampf’, air. sēim ‘winzig, mager’, sēime ‘Dünne’ vergleichen, so daß eine Wurzel ie. *sp(h)ē(i)- ‘ziehen, spannen’ möglich ist. Vielleicht ist daran auch ie. *(s)pen(d)- (s. ↗spinnen) anzuschließen. Grundlage der Bedeutung von spannen ist wohl das Straffziehen der Bogensehne. spannend Part.adj. ‘das Interesse erregend’ (19. Jh.). gespannt Part.adj. ‘interessiert, neugierig, in ungeduldiger Erwartung begriffen’, übertragen ‘konfliktgeladen, gereizt, unharmonisch’ (18. Jh.). angespannt Part.adj. ‘angestrengt, aufmerksam, kompliziert, schwierig’ (18. Jh.). abgespannt Part.adj. ‘erschlafft, ermüdet’ (18. Jh.). überspannt Part.adj. ‘übertrieben, unrealistisch, wirklichkeitsfremd’ (18. Jh.). einspannen Vb. ‘(Zugtiere) vor den Wagen spannen’, übertragen ‘für bestimmte Zwecke einsetzen’, mhd. īnspannen ‘umschließen, fesseln’. ausspannen Vb. ‘ausdehnen, ausstrecken, das Zaumzeug abnehmen, sich ausruhen’ (15. Jh.). vorspannen Vb. ‘Zugtiere anschirren, etw. straff anziehend ausbreiten’ (16. Jh.); Vorspann m. ‘dem Hauptgespann vorangespannte Zugtiere’ (17. Jh.), modern ‘einem Film oder Text (als Einleitung) Vorangestelltes’. Spann m. ‘oberer Teil des Fußes vom Schienbeinansatz bis zu den Zehen, Gespann’ (18. Jh.), älter (16. Jh.) vereinzelt auch für Spanne f. Maßbezeichnung für die Entfernung zwischen den Spitzen von ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger bzw. kleinem Finger, ahd. spanna (9. Jh.), mhd. mnd. mnl. spanne ‘Breite der ausgebreiteten Hand’ (germ. *spannō); vgl. spannenlang, mhd. spannelanc. Später (18. Jh.) auch übertragen für die Dauer einer Zeit eine (kurze) Spanne Zeit. Spannung f. ‘Tätigkeit des Spannens, Gespanntsein’ (17. Jh.), ‘Zustand gestörter Harmonie’ (18. Jh.), ‘psychischer Zustand der Erwartung und angestrengter Aufmerksamkeit’ (19. Jh.), in der Elektrotechnik Kurzwort für Stromspannung (19. Jh.). Spannkraft f. ‘Elastizität’, übertragen ‘Elan, Energie, Leistungsfähigkeit’ (18. Jh.).
Nur ist von Spanner bei Jacob Grimm im Wörterbuch gar nicht die Rede als Beobachter, wohl aber in der jüngeren Gegenwartssprache:
III. salopp jmd., der bei einer verbotenen, ungesetzlichen Sache Wache steht:
In der stillen, geruhig-anständigen Straße trieben Schlepper und Spanner ihr Unwesen, sie holten das Publikum zusammen ... Provinzonkels, angesäuselte Herren
Das ist also immer noch nicht der Voyeur. Der jüngsten Erklärung hier zu Folge ist ein Spanner jemand der "Schmiere steht".
Einige ältere, ähnliche Bedeutungen scheinen für das Wort spannen belegt zu sein:
in obscöner übertragung: der gute geselle der noch nicht entschlaffen was, die frawe mit frölichem verporgem herczen enpfinge und on icht anders gesprochen zu dreien malen sein armprust spannet und abschosse. Steinhöwel decam. 571, 12 Keller. als technisch geprägter ausdruck dann auch auf jüngere arten von schuszwaffen übertragen: spannen,
fast sprichwörtlicher vergleich, von einem finstern, argwöhnischen, lauernden menschen (vgl. unten unter B den scheinbar intransitiven gebrauch des wortes):
ja der könig lacht fürwahr ganz selten.
was man jhm sagt, so freut jhn nichtsen,
sicht stets ausz wie ein gespante püchsen.
Ayrer 1617 Keller (schöne Melusine).so auch von den sinnen des menschen, das auge, den blick spannen: mit gespannten augen blickte tante Frieder nach dem verblichenen kunstwerke. Storm 3, 175; so unverwandt und gierig hielten stets Venetiens blonde söhne die augen nur auf sie gespannt. Wieland Pervonte 3, 366;
von lebewesen auf etwas spannen, angestrengt auf etwas achten, nach einem gegenstande ausblicken, verlangen. wendungen wie auf einen spannen mit dem bogen, intendere arcum in aliquem Dentzler 2, 267b erklären den gebrauch.
a) auf etwas spannen, etwas verlangend beobachten. Tübinger studentenausdruck; von auf den fang ausgehenden freudenmädchen. Avé-Lallemant 4, 609; von thieren: die katz spannet auf eine maus, der fuchs spannet auf die hüner. Kramer dict. 2, 846c; von der eule: erstlich waren meine haare in dritthalb jahren weder auff griechisch, teutsch noch frantzösisch abgeschnitten, gekampelt, noch gekräuselt oder gebüfft worden, sondern sie stunden in ihrer natürlichen verwirrung ... so zierlich auff meinem kopff, dasz ich darunter herfür sahe mit meinem bleichgelben angesicht wie eine schleyereule, die knappen will oder sonst auf eine maus spannet. Simpl. 1, 65, 16 Kurz; übertragen von einem kraut, dessen stengel nach unten strebt, auf dem erdboden kinkriecht: daʒ kraut (pörzelkraut) spannet mit seinem stengel auf die erd. Megenberg 416, 14; unsinnlicher gewandt: sie meynens gut mit ihm (dem taubstummen, Marc. 7, 32), und er läszt sich mitnehmen. er wehrt sich wenigstens nicht, sondern spannet eben in seinem gemüth darauf, was es werden wolle. Ph. Burk evangelienpostille (1774) 2, 122; vgl. mhd.: in mîner âbentzît ich bin unt trage doch jungen liutengar junclîchen morgen schîn: ich lege mich ûf mînen armunt spanne doch nâch êren wol. Reinmar v. Zweter 180, 3 Roethe;mîn sin der spannet unde dent
dar ûf mit hôhem flîʒe,
daʒ ich vil tage verslîʒe
ob einem tiefen buoche.
Konrad v. Würzburg troj. krieg 216.b) seine aufmerksamkeit auf etwas richten, aufachten, lauschen, bemerken u.s.w.: ein jeder spannte, als er anfing zu erzählen; so sehr ich auch spannte, konnte ich doch nichts hören; ich wendete das gesicht nach der seite, woher das geräusch kam, und spannte. Campe; auch der hund spannt. ebenda; nach a in der bedeutung hinübergehend: wenn der fischer 's netz auswirft,
die fischlein aufzufangen,
spannt er still und hoffnungsvoll,
viel beute zu erlangen.
Göthe 11, 99 (fischerin);Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm auf CD-ROM und im Internet Eintrag: spannen
Was ist nun also die Geschichte dieses Wortes, in dieser Verwendung als Voyeur? Wo kommt es her? Wie kam es zu dieser Bedeutung? Seit wann hat es auch diese Bedeutung?
Update: Diesen nun zu dieser Frage neu hinzugefügten, zahlreichen Bedeutungsvarianten des Verbs spannen nach müsste es den Spanner also schon seit sehr langer Zeit geben. Unklar bleibt aber weiterhin, seit wann "Der ist ja ein Spanner" diese relativ klare, negativ besetzte, Bedeutungsverengung auf einen optisch stimulierten, meist unerwünschten Perversling erhalten hat.