Jüngst wurde an diesem schönen Orte nach der Bedeutung von drauf ankommen dass gefragt.1 Nun sind mir die Bedeutung und Verwendung der Phrase aus eigener Alltagspraxis vertraut genug. Die Phrase kommt vor in Sätzen wie:
Beton - es kommt drauf an, was man draus macht.
Lass es liegen, da kommt's jetzt auch nicht mehr drauf an.
Ob ich Milch in den Kaffee will? Kommt drauf an, ob schon Zucker drin ist.
Kommst du mit? - Das kommt drauf an...
Ein Synonym für die direkte Bedeutung wäre "Es hängt davon ab". In Alleinstellung wird es auch im Sinne von "Ich weiß noch nicht" verwendet.
So weit so gut.
Was ich nicht verstehe, ist die semantische Herkunft dieses Ausdrucks.
Gibt es Erklärungen, wie der Ausdruck sich semantisch zusammensetzt, oder wie es zu seiner Ausformung gekommen ist?
Und sprachgeschichtlich:
Gibt es Nachweise zu seinem ersten Auftreten, etwa in mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Texten?
Lässt sich eine realweltliche gängige Handlung, vielleicht im bäuerlichen Kulturkreis, finden, auf die diese Wendung zurückgeht?
Oder eine Phrase aus einer der lateinischen Bibelfassungen, die dann ins Deutsche übertragen wurde?
Kam ursprünglich mal konkret etwas (ein Ding) auf einer anderen Sache an? Der Vogel kam auf dem Zweig an? Steckt also irgend eine Geschichte oder Parabel dahinter, die früher jeder kannte?
Oder kurz: Was kommt auf was drauf, und wieso nicht nur drauf sondern auch an? 2
1 Ursprüngliche Frage nach der Bedeutung der Phrase
2 Ich überlege, ob ich diesen schönen Satz nicht als Überschrift hier nehmen soll. Wer dazu eine Meinung hat: Ich höre sie gerne!
Kurzbericht aus der bisherigen Diskussion
Angestoßen von der geistreichen Arbeit Jonathan Scholbachs (siehe unten) kam folgende Interpretation auf (die allerdings auch schon in Hubert Schölnasts Beitrag angelegt zu sein scheint):
Drauf ist möglicherweise gar nicht als räumliches drauf zu verstehen sondern als zeitliches, also wie daraufhin, in der Zukunft, nachfolgend. Auch ankommen kann verstanden werden als zeitlich: als das Ankommen eines Ereignisses in der Gegenwart (nämlich kommend aus der Zukunft), oder kurz ganz einfach als geschehen. Drauf ankommen ist dann gleichbedeutend mit nachfolgend geschehen.
Dann wäre
Ob wir morgen spazierengehen, kommt drauf an, wie's Wetter wird.
zu lesen als
Unser Spazierengehen morgen findet statt, nachdem das Wetter aus der Zukunft angekommen ist (und wir entsprechend in der Lage sind, es einzuschätzen)
Nun wäre es natürlich schön, wir hätten noch einige Zitate aus Texten vergangener Jahrhunderte, wo diese semantische Wurzel noch deutlicher zutage tritt...