Laut Duden drückt sondern bekanntlich einen Gegensatz aus. Dieser setze voraus, dass zuvor etwas verneint worden sei, beispielsweise durch nicht oder kein:
Uns fehlen nicht nur Teller, sondern auch Gläser.
Das ist kein Hamster, sondern ein Meerschweinchen.
Wenn die Verneinung nicht explizit vorliege, dürfe sondern allerdings nicht verwendet werden:
Das war weniger schlau als vielmehr hinterlistig.
Nun komme sie aber doch noch, die Ausnahme. Stehe nämlich kaum im ersten Teil, dürfe der Anschluss dennoch mit sondern erfolgen:
Er hat kaum gearbeitet, sondern nur vor sich hin geträumt.
Wir hoffen, dies war nun weniger verwirrend als vielmehr erhellend.
Trotzdem sehe ich die Kombination weniger …, sondern … oft, inklusive auf den Seiten von Duden selbst, etwa bei:
Schöngeist: jemand, der sich weniger mit alltäglichen Dingen beschäftigt, sondern in Belletristik, Kunst o. Ä. schwelgt, darin aufgeht
Gedankenlyrik: Lyrik, die bestimmte Gegenstände, besonders weltanschauliche Zusammenhänge u. Ä., weniger durch eine bildhafte Sprache, sondern in erster Linie durch die Entwicklung rationaler Gedankengänge bzw. argumentativ darstellt.
Wann darf man also weniger X, sondern Y im strengen Sinne schreiben und wann nicht?