Ist auserkiesen als Infinitiv-Form eines verbes mit auserkoren als entsprechendem Präteritum bzw. Partizip zu erklären? Diese Behauptung steht immerhin im Duden auserkiesen.
Das Wort ist veraltet, insofern hilft mein Sprachgefühl nicht weiter. Die Behauptung finde ich nur deshalb nicht überzeugend, da mir kein anderes Verb nach dem gleichen Schema einfällt. Viel eher wirkt kiesen wie ein passender Reim auf wiesen < weisen.
Ich kenne nur sich auskesen oder [auskäsen--das ist mundartlich nicht mehr zu unterscheiden-- in der Bedeutung "sich entscheiden, in die Gänge kommen" (ref auskäsen auf Sächsisch).
Eine Herleitung, die mir zugetragen wurde, ist für meine Begriffe nicht überzeugend, auskiesen [sic!] käme von der Praxis, ein Bauvorhaben durch ein Kiesbett zu beginnen und so die Stelle des Bau's festzulegen, also auszusuchen. Das würde auf Indo-Europäisch zurückgehen, insofern die Wurzel mit der Deutung "to choose" rekonstruiert wird. Da das nicht meine eigene Idee ist, zweifle ich sie reflexartig an. Tatsächlich gibt es auskiesen, "Kies aus einer Grube nehmen".
Zu kiesen und Kür steht einiges bei Pfeifer, via DWDS -- Verwandschaft besteht mit En. chose, choice. Was sagt das über den Vokal? Kosen, Liebkosen, sorgen? Für Kür, Kur bzw erkoren bin ich da nicht so sicher. En. chores, "die Kür --erst die Pflicht, dann das Vergnügen"? Ein Lateinischer oder alt-ererbter Einfluss schwer nachvollziehbarer Gestalt wäre auch interessant. Dazu zählt auch der Kurfürsten.
Die Frage ist, ob kies- und kor- eher in ursprünglich unterschiedlichen Wurzeln zu suchen ist, oder wie der grammatische Wechsel von s~r sonst zu erklären sei. Da David Vogt auf gewesen~war, bzw. En. was und were, etc. hinweist, wäre die Frage, ob hierfür die gleiche Erklärung dienen kann. Zudem fällt auch das Pronomen wir < PGem *wiz als wohl eher unregelmäßige Lautverschiebung auf.