Was ist der Unterschied zwischen "warnen" und "vorwarnen"?
Um genauer zu sein, im Großen und Ganzen verstehe ich das Verb "warnen", aber "vorwarnen" nicht.
Ich muss zugeben, dass mir "vorwarnen" ein bisschen redundant erscheint.
Was ist der Unterschied zwischen "warnen" und "vorwarnen"?
Um genauer zu sein, im Großen und Ganzen verstehe ich das Verb "warnen", aber "vorwarnen" nicht.
Ich muss zugeben, dass mir "vorwarnen" ein bisschen redundant erscheint.
In der Tat, rein semantisch gesehen ist vorwarnen redudant, da warnen ja auf jeden Fall vor einem Ereignis stattfinden muss (das also in der Zukunft liegt).
In der praktischen Sprache verwendet man vorwarnen trotzdem relativ häufig. Übrigens ohne einen semantischen Unterschied zwischen warnen und vorwarnen.
a) Was, das Pferd hat Schnupfen? Hättest du mich doch vorgewarnt!
b) Was, das Pferd hat Schnupfen? Hättest du mich doch gewarnt!
Beides heißt exakt das gleiche. Satz (a) käme aber eher in mündlicher Sprache vor, Satz (b) eher in schriftlicher.
In mündlicher Sprache fügt man bisweilen kurzen Wörtern irgend eine Silbe hinzu, um sie länger zu machen und um die Bedeutung klarer werden zu lassen. Das vor vor warnen hat so eine Funktion: Es macht das Wort länger, das heißt, die Aufmerksamkeit des Hörers wird länger daran haften bleiben. Und durch das zusätliche vor unterstreicht der Sprecher, dass es ihm wichtig gewesen wäre, von der Krankheit des Pferdes deutlich vorher zu erfahren (z.B: bevor er sich draufsetzt).
Ein Grund für die Wahl von vorwarnen oder warnen kann übrigens auch der Satzrhythmus sein.
Ein anderes Beispiel für eine solche Unterstreichungssilbe (wie ich das jetzt einmal nenne) ist
*Den Briten wurde die EU-Mitgliedschaft aufoktroyiert.
Dieser Satz wird von gebildeten Personen für falsch gehalten (und nicht nur wegen des Inhalts): Jemandem etwas oktroyieren heißt bereits jemandem etwas aufzwingen. Zu sagen, man zwänge jemandem etwas aufauf (aufaufzwingen) wäre albern. Jedoch erkennt die weniger gebildete Person beim oktroyieren nicht, dass das auf schon drinsteckt, darum hört man diese Wortverwendung recht häufig.
Ergänzende Beobachtung
Bei gängigen Verben mit Vorsilbe wird im Deutschen in bestimmten Satzbau-Situationen die Vorsilbe abgetrennt:
Ich werde beim Stierkampf zusehen. --- Ich sehe beim Stierkampf zu.
Wir sollten die Suppe kurz aufkochen. --- Ich koche die Suppe kurz auf.
(Nicht jedoch in allen Fällen. Wir sollten diese Dinge unterscheiden --- Wir unterscheiden diese Dinge, und nicht etwa: Wir scheiden diese Dinge unter.)
Mit vorwarnen scheint mir, ist die Abtrennung der Vorsilbe (zwar technisch möglich, aber) nicht wirklich üblich. Man könnte zwar, aber man sagt nicht:
*Ich warne dich vor.
*Der Küstenwetterdienst warnte die Segelsportler vor, dass nachmittags Böen zu erwarten seien.
So etwas klingt - jedenfalls in meinen Ohren - holprig.
Ich würde das so deuten, dass vorwarnen kein vollgültiges präfigiertes Verb ist und dass das vor hier eben eher als eine Unterstreichungsilbe (ohne jedoch die volle syntaktische Funktion) anzusehen ist. (Meine persönliche Deutung. Ich weiß nicht, was die publizierte Philologie dazu sagt.)
In den meisten Fällen werden warnen und vorwarnen synonym gebraucht, und die Vorsilbe vor ist dann in der Tat redundant.
Allerdings kann man jemanden warnen bevor etwas passiert, die Zeit das Unheil abzuwenden kann aber zu kurz sein. Dann ist m.E. nur noch "warnen" passend.
Der Beifahrer warnte noch: "Ein Kind!". Doch da rummste es auch schon.
Außerdem kann eine Warnung zu unspezifisch sein, um als Vorwarnung bezeichnet werden zu können:
Der Pfaffe warnte uns jede Woche, dass Wein, Weib und Gesang ins Verderben führen.
Auch hier passt vorwarnen nicht.
Außerdem erscheint mir Vorwarnung unpassend, wenn das Unheil gar nicht eintritt.
Der Wetterbericht warnte vor Sturmböen, aber es kam nur zu mittleren Brisen.