Für die Bildung zusammengesetzter Wörter gibt es viele Möglichkeiten, aber keine klaren Regeln, bzw. falls man doch an Regeln glauben möchte: Es gibt erheblich mehr Ausnahmefälle als Regelfälle.
Ich zitiere aus dem Wikipedia-Artikel Fugenlaut (mit geänderter Formatierung):
Bildung zusammengesetzter Wörter
Bei der Bildung zusammengesetzter Wörter im Deutschen wird das Vorderwort verschiedentlich verändert oder ergänzt:
- Das Vorderwort erscheint als bloßer Wortstamm:
Kronprinz, Seelsorger …
Das fehlende e wird gelegentlich als Subtraktionsfuge, subtraktive Fuge, oder Schwundfuge bezeichnet.
- Das Vorderwort erscheint in seiner vollständigen Einzahlform:
Haustür, Gasthaus …
- Das Vorderwort erscheint in seiner Mehrzahlform (mit oder ohne inhaltlichen Anlass):
Kartenhaus, Gänsebraten …
- Das Vorderwort erscheint in der Genitivform:
Bundesbank, Verkehrszeichen usw.
Diese Fälle sind aus der Zusammenrückung zweier ursprünglich selbständiger Wörter entstanden („des Institúts Diréktor“ → der Institútsdirektor).
- Ebenso stehen in der Genitivform die Vorderwörter von Bildungen wie
keinesfalls, nötigenfalls usw.
Auch sie sind ursprünglich Zusammenziehungen (aus „keines Fall[e]s“, „nötigen Fall[e]s“ usw.).
- Schließlich steht manchmal ein reiner Fugenlaut zwischen Vorder- und Hinterwort:
eigentlich, wesentlich, aber morgendlich (!), hoffentlich (aus *hoffend-lich) uvam.
Dazu kommen Fälle wie Mauseloch u. Ä. All dies entstammt einesteils Aussprache-Erleichterungen oder anderenteils einem „parasitären“ -t (/-d) (wie in „Saf-t“, aus althochdeutsch “saf”).
- In seltenen Fällen verändert die Dativform des Vorderworts nach dem Einfügen des Fugenlautes t seine Gestalt:
meinetwegen, deinetwegen usw. (aus „von meinentwegen“, „von deinentwegen“ usw.).
- Das Fugen-s, auch Binde-s genannt, ist der häufigste Fugenlaut und gleicht oft der Genitivform des Vorderworts. Es erscheint jedoch auch bei Wörtern, die gar kein Genitiv-s kennen, beispielsweise
Hochzeitskleid, Liebeslied, Abfahrtszeit, Arbeitsamt.
Also:
Auch wenn in der Zusammensetzung der erste Teil der Mehrzahlform gleicht, bedeutet das noch lange nicht, dass es für die Mehrzahl einen inhaltlichen Grund gibt. Denn z.B. den oben genannten Gänsebraten macht man ja nur aus einem Tier, nicht aus mehreren. Die Bezeichnung Gansbraten ist nirgendwo üblich und daher falsch.
Ebenso umgekehrt: Wenn man aus vielen Äpfeln den Saft auspresst, hat man Ende keinen Äpfelsaft, sondern einen Apfelsaft. Extrahiert man dann aus diesem Saft die darin natürlich vorkommende Säure, heißt sie nicht Apfelsäure, sondern Äpfelsäure.
Und der letzte Punkt aus dem oben zitierten Abschnitt belegt, dass nicht alles was wie ein Genitiv-s aussieht auch wirklich eines ist.
Fazit
Die Arten, wie Zusammensetzungen gebildet werden, haben zwar manchmal ihren Ursprung in deklinierten Formen des Vorderwortes, aber nicht einmal das stimmt immer. Und wenn es doch der Fall ist, muss deswegen noch lange kein inhalticher Zusammenhang bestehen.
Wortzusammensetzungen sind daher als etwas Eigenständiges anzusehen, und die richtige Art der Zusammensetzung zu finden, folgt leider keinen klaren Regeln, und ist daher ebenso mühsam zu lernen die die Geschlechter der Substantive oder die Fälle der Objekte, die von den Verben verlangt werden.
Zu erwähnen ist auch noch, dass es grade bei der Bildung von Zusammensetzungen auch viele regionale Unterschiede gibt. (Im Norden: Schweinebraten, Adventskalender, in Österreich: Schweinsbraten, Adventkalender. Rheinland: Speisenkarte, sonst: Speisekarte)
Auch zu beachten: Ein Gästehaus ist kein Gasthaus, obwohl in beiden mehrere (!) Gäste ein- und ausgehen.